Erzählen und Wissen
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Goethes Roman 'Die Wahlverwandtschaften' steht wie kein anderes Werk des beginnenden 19. Jahrhunderts im kulturellen Spannungsfeld von kunsttheoretischem, medizinischem, ökonomischem, chemischem und philosophischem Wissen; und er ist zugleich ein Erzählwerk von höchstem Rang. Die Beiträge des vorliegenden Bandes richten sich darauf, die Art und Weise zu erkunden, in der die komplexen kulturellen Wissensbestände mit dem Kunstakt des Romans verschaltet werden: und zwar durch Erzählen, im Sinne eines Zusammenspiels von Geschichten-Erzählen und Wirklichkeit-Konstruieren, von narrativer und diskursiver Rede. Was dadurch zur Erscheinung kommt, ist eine ›Wissenspoetik‹ im Sinne einer neuen Darstellungsform der Erfahrung von Welt. Diese Wissenspoetik, die auf der Grenzüberschreitung zwischen (naturkundlichem) Wissen und (poetischem) Darstellen beruht, ist die eigentliche Errungenschaft des Goetheschen Romans, der jene Topographien und Chronotope des Wissens narrativ umsetzt, innerhalb deren sich der ›Realismus‹ des modernen Romans herausbildet. Damit leistet das vorliegende Buch einen neu fundierten Beitrag zur Erkenntnis der Poetologie der Goethezeit und ihrer Einwirkung auf die Moderne.