Biologische Vielfalt
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Neben ihrer ursprünglichen, aber heute immer noch sehr wichtigen Aufgabe der Archivierung von Belegstücken zur eindeutigen Bestimmung einer Pflanze oder eines Tieres und zur Dokumentation der biologischen Vielfalt eines Gebietes, haben moderne biologische Sammlungen heute vielfältigen weiteren Anforderungen zu genügen. Natürliche oder anthropogene Veränderungen von Ökosystemen können z. B. über einen entsprechenden Wandel der dort lebenden Tier- und Pflanzenarten nachvollzogen werden – sofern deren Vorkommen über längere Zeiträume hinweg in Sammlungen dokumentiert ist. Auch können z. B. Änderungen in der Schwermetallbelastung unserer Umwelt durch Analysen von Tier- oder Pflanzenproben vergangener Jahrhunderte oder Jahrzehnte belegt werden. Darüber hinaus dienen die staatlichen Sammlungen als wichtige Grundlage z. B. für die naturschutzfachliche Bewertung eines Gebietes. Viele dieser Aufgaben können nur mit Unterstützung von Privatsammlern erfüllt werden. Für die Erforschung der Biodiversität sind sie unerlässlich. Um die Sammlungen in diesem Sinne auch in Zukunft nutzen zu können, ist beständiges Sammeln wichtig. Diesem stehen jedoch, nicht nur für Privatsammler, sondern auch für die Mitarbeiter der staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlungen, aufgrund des Naturschutzgesetzes und der Artenschutzverordnungen in Deutschland große Hemmnisse entgegen. So entstand die paradoxe Situation, dass die Mitarbeiter von staatlichen Sammlungen, deren Auftrag es ist, zu sammeln und die biologische Vielfalt zu dokumentieren, von anderer staatlicher Seite her durch die derzeitige Rechtslage wesentlich bei der Erfüllung eben dieses Auftrags behindert werden oder dieser so gut wie unmöglich zu erfüllen geworden ist. Der vorliegende Berichtband umfasst alle Vorträge und Diskussionen eines von der Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Oktober 2002 veranstalteten Symposiums zum Thema 'Biologische Vielfalt: Sammeln, Sammlungen und Systematik'. Er beginnt bei der Frage nach Definitionen der 'Art' und Artkonzepten, behandelt die Aufgaben und Möglichkeiten von Sammlungen, die Kriterien für wissenschaftliches Sammeln und die wichtige Rolle der Privatsammler für die staatlichen Sammlungen und stellt die unterschiedlichen Sammlungstypen vor. Die genannten Sammel-Einschränkungen werden ausführlich dargestellt und diskutiert. Mit diesem Buch wollen wir die Problematik des Themas den zuständigen Behörden bzw. die Ergebnisse dieser Fachtagung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Es richtet sich gleichermaßen an Fachleute wie an interessierte Laien. Auch hoffen wir, dass der Band dazu beiträgt, die durch das Symposium bereits angestoßene Diskussion um 'Sammeln, Sammlungen und Systematik' weiter zu intensivieren. Rundgespräch am 14. Oktober 2002 in München. Organisation: Prof. Dr. Josef H. REICHHOLF. Referenten: Matthias GLAUBRECHT, Wolfgang BÖHME, Josef H. REICHHOLF, Dietrich HERM, Michael MALICKY, Gerhard AUBRECHT, Wolfgang LIPPERT, Erko STACKEBRANDT, Walter RUCKDESCHEL. Verwandte Themen: Band 22: Gebietsfremde Arten, die Ökologie und der Naturschutz