Betrachtungen zum künftigen Bildungsprozeß in der Veterinärmedizin unter besonderer Berücksichtigung des öffentlichen Gesundheitswesens
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Die Aufgaben- und Betätigungsfelder der Veterinärmedizin in allen Bereichen, sowohl im kurativen als auch auf dem Gebiet des gesundheitlichen Verbraucherschutzes haben sich in den letzten Jahrzehnten beträchtlich verändert. Da der Hauptgrund hierfür in der Notwendigkeit liegt, die - in erster Linie in menschlicher Obhut befindlichen - Tiere, vor allem die Nutztierbestände im Sinne des Verbraucherschutzes „gesund“ zu halten, ist für den Tiermediziner eine neue und verantwortungsvolle Aufgabe hinzugekommen. Sie rührt daher, daß es nicht mehr allein um die Sicherung von klinisch gesunden Tierbeständen, d. h. der Abwesenheit von Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen und anderen Herdenkrankheiten geht, die das Tier sichtbar, also klinisch krank machen, sondern um subklinisch verlaufende Infektionen, bei denen sich die Nutztiere, obwohl sie Träger von Infektionserregern sein können, als klinisch gesund erweisen. Die Diagnose solcher Tiere und Bestände, deren Sanierung sowie die grundlegende Fähigkeit der Entwicklung von Vermeidungsstrategien derartiger und artverwandter Probleme erfordert eine bisher vernachlässigte Qualität in der Tätigkeit des Tiermediziners, welche weit über den klinischen Bereich hinaus geht und unter anderem Aspekte des Tier- und Umweltschutzes sowie der Umwelthygiene tangiert. Diese Feststellung ist nicht absolut neu, man hat sich jedoch bisher vergeblich bemüht, dies in den Bildungsprozeß zu integrieren. Vor dem Hintergrund der staatlichen Sparmaßnahmen und der damit stärker als bisher ins Licht rückenden Position des amtlichen Tierarztes sowie des allgemein gesellschaftlich hoch bewerteten Verbraucherschutzes und der in den letzten Jahren damit einher gehenden zunehmenden Sensibilisierung der Bürger gewinnt dieses Thema zusätzliche Bedeutung. Ziel der mir von Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. mult. D. GROSSKLAUS übertragenen und betreuten Arbeit soll es sein, als Reaktion auf die geänderten und sich weiterhin im Wandel befindlichen Anforderungen an die verschiedenen Tätigkeitsbereiche der Veterinärmedizin unter besonderer Berücksichtigung des öffentlichen Veterinärwesens eine kritische Analyse der Reformbemühungen hinsichtlich der künftigen Ausbildungsnotwendigkeiten vorzunehmen und grundsätzliche Lösungsvorschläge zu den aufgedeckten Problemen zu unterbreiten.