Club Paradiso
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Die Welt befindet sich bei Kai Kuss in einer ewigen Laborsituation: ein Experiment, von dem man sich einst viel erhofft hatte, dessen Ausgang abzuwarten aber schon lange niemanden mehr interessiert. Vielleicht, weil man zähneknirschend akzeptieren musste, dass der Gegenstand der Betrachtung zu umfassend ist, um durchschaut zu werden – noch dazu von einem Bestandteil seiner selbst, der sich nur allzu gern über ihn erhebt. Dementsprechend bietet das Kuss’sche Oeuvre auch die verschiedensten Nah- und Fernsichten seines Gegenstands, jedoch keine Einsicht. (…) Ob Kuss uns Tiere in der Stadt zeigt, die wie Schatten von Menschen wirken, oder die Schatten von Menschen, die sich einander anbieten wie verpisste Körperblumensträuße, um danach sexuelle Handlungen zu begehen wie sexuelle Begräbnisse: In der perspektivischen Verlorenheit seiner Fotografien findet sich kein Hinweis darauf, was menschlich ist und ob Fliegen, die sich fortpflanzen, menschlicher sind als Wölfe, die ständig Hierarchien durchspielen, ob verlassene Zweckbauten mehr vom Menschlichen verraten als explodierende Interieurs. (…) Aus: Peter Truschner: Das Testament der Materie