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Organisierte Vertretung von Patienteninteressen

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Gesundheitspolitische Entscheidungen betreffen alle Nutzer eines bestimmten Gesundheitssystems. Allerdings sind es nicht unbedingt die Nutzer der Leistungen, die diese Entscheidungen massgeblich beeinflussen. Vielmehr sind die Entscheidungen das Ergebnis eines pluralistischen Kräfteparallelogramms (Ernst Fraenkel), an dem vor allem die Anbieter von Gesundheitsleistungen beteiligt sind. Mancur Olson geht in seiner Gruppentheorie davon aus, dass nur kleine Gruppen problemlos organisationsfähig sind, während grosse oder latente Interessen in der Regel nicht in Form von Interessengruppen organisiert werden. Auf die Gesundheitspolitik übertragen liesse sich also davon ausgehen, dass es keine Interessengruppen geben dürfte, die die Interessen der Nutzer von Gesundheitsleistungen vertreten. Dies würde jedoch schwerwiegende Fragen hinsichtlich der Funktionsfähigkeit von Pluralismus als Instrument zur politischen Entscheidungsfindung aufwerfen. Die Dissertation von Jens Geissler untersucht vor diesem Hintergrund, ob es entgegen der Annahme Olsons Interessengruppen gibt, die die Interessen der Nutzer von Gesundheitsleistungen organisieren. Die Untersuchung der Organisationsfähigkeit von Patienten kommt zu dem Ergebnis, dass diese Interessen von verschiedenen Organisationstypen (Selbsthilfeorganisationen, Sozialverbände, Patientenorganisationen, Dachverbände und Aktionsbündnisse) vertreten werden. Dabei zeigen sich Unterschiede hinsichtlich der Organisationsfähigkeit in Abhängigkeit vom Organisationstyp und vom jeweiligen Land (Deutschland, Grossbritannien, USA). Die Existenz von Interessengruppen ist jedoch nur die Voraussetzung dafür, dass die Interessen von Patienten bei gesundheitspolitischen Entscheidungen berücksichtigt werden. Darüber hinaus müssen diese Organisationen auch dazu in der Lage sein, die Interessen ihrer Mitglieder aktiv zu vertreten. Dieser von Claus Offe als Konfliktfähigkeit bezeichnete Aspekt bedarf einer differenzierten Untersuchung, da bei der Vielzahl gesundheitspolitischer Akteure der Einfluss einer bestimmten Gruppe auf die Entscheidungsfindung schwer zu ermitteln ist. Aus diesem Grund unterscheidet der Autor Rahmenbedingungen der Interessenvertretung wie Interessenadressaten, Interessenlagen und rechtliche Rahmenbedingungen, Determinanten der Konfliktfähigkeit (v. a. finanzielle, motivationale und politische Ressourcen) und konkrete Strategien der Interessenvertretung. Wie bei der Organisationsfähigkeit zeigen sich auch hier sowohl Unterschiede in Abhängigkeit vom jeweiligen Organisationstyp, als auch zwischen den drei untersuchten Ländern. Die an der Universität Passau verfasste Dissertation beruht entscheidend auf 20 Interviews, die der Autor im Jahr 2003 mit Vertretern von Patienten-Organisationen in Deutschland, Grossbritannien und den USA führte.

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2004

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