Allgemeinmedizin
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Die allgemeinmedizinischen Lehrveranstaltungen zielen darauf ab, den angehenden Ärzten durch die Darstellung der theoretischen Grundlagen und des hausärztlichen Berufsalltages spezifischen Einstellungen, Fertigkeiten und Fähigkeiten hinsichtlich der Patientenversorgung in der Praxis zu vermitteln. Als langfristiges Ziel sollte die Befähigung zum berufsbegleitenden Lernen (lernfähige Arztpersönlichkeit) hinzukommen, was den Erwerb gewisser Lerntechniken voraussetzt. Die obengenannten Ziele können am besten erreicht werden, wenn die Lernmethode dem Vorgehen in dem späteren Berufsfeld ähnelt. Problemdefinition und Lösung in der Allgemeinpraxis basieren auf empirischen Grundsätzen. Berufspraxis, Problem Orientiertes Lernen, wissenschaftliche Vorgehensweise und Qualitätssicherung weisen Gemeinsamkeiten auf, die durch die Lehrmethode zu berücksichtigen sind: Beim klassischen „Problem Orientierten Lernen“ löst der Lernende in einer „gegenstandbezogenen“ Gruppe unter Supervision eines „Tutors“ selbstständig Probleme. Die Gruppenmitglieder bringen in die Diskussion gemeinsame Problemerarbeitung, Analyse ihrer Wissensdefizite und Vorschläge zur patientenorientierten Problemlösung ein. Das „POL“ ist an den Lernenden orientiert, der Lehrende vermittelt durch Fragen Problembewusstsein und regt zu aktivem Problemlösen an. Zur strukturierten Bearbeitung wurde an der Universität Maastricht die Methode des „Siebensprungs“ erprobt, welche sich gut in einer traditionellen Universität umsetzen lassen würde; es gibt eine Vielzahl alternativer Modelle. Neben der „gegenstandsbezogenen“ Gruppenarbeit sind nach der neuen Approbationsordnung auch Vorlesungen vorgesehen. Die können mit gutem Erfolg auch fallorientiert („case-based“) erfolgen. Leider ist an den meisten medizinischen Fakultäten die Vorlesung für eine große Anzahl von Studierenden vorgesehen. Ohne eine Vorbereitung durch ein gutes Skript – das haben uns die Hörer der Allgemeinmedizinischen Hauptvorlesung in Leipzig gesagt! – ist es auch engagierten Studierenden unmöglich, ein über die gesamte Bandbreite der Medizin reichendes Themengebiet aktiv zu erschließen. Im schlimmsten Fall konzentriert sich die Interaktion zwischen Lernenden und Lehrenden auf die Herstellung einer gemeinsamen Wirklichkeit in Form der Frage: Was kommt in der Klausur dran? Die bessere Frage ist jedoch, was ist wirklich für mich als künftiger Hausarzt bzw. als Facharzt für das Spezialgebiet XY wichtig, um meine Patienten in einem medizinischen Netzwerk zu versorgen, Arztbriefe von Kollegen zu verstehen bzw. zu begreifen, was Hausarzt Dr. XY sich eigentlich gedacht hat, als diesen Patienten zu mir überwiesen hat.