Zur Entwicklung des Personenwiedererkennens
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Personen haben ohne Zweifel die Fähigkeit, eine immense Menge von Gesichtern wiederzuerkennen und zu unterscheiden. Ferner ist diese Fähigkeit bereits sehr früh vorhanden und verbessert sich ständig bis ins Erwachsenenalter (Chung & Thomson, 1995). So erstaunlich diese Fähigkeit auch sein mag, so wird sie doch eher selten in dieser reinen Form von uns gefordert: „Remembering faces is a skill that is in daily use, but in real life we are not often called on to recognize people only by their faces alone. Faces are rarely seen in isolation, even in photographs. We recognize people, not faces.“ (Cohen, 1996, S. 108). Bei der Wiedererkennung von Personen erhalten wir neben Informationen über das Gesicht, die Stimme oder die Kleidung auch Informationen über den Körperbau und spezifische Bewegungsmuster einer Person. Zur Beantwortung dieser Fragen wurde eine Untersuchungsreihe aus fünf Studien konzipiert, in denen die Wiedererkennensleistung verschiedener Altersgruppen (6-, 8-, 10- und 12-jährige Kinder sowie Erwachsene) für statische und dynamische Personeninformation mit mehreren experimentellen Methoden erfasst und miteinander verglichen wurde. Die Befunde belegen zunächst die Tauglichkeit der verwendeten Untersuchungsmethoden der change blindness-Forschung, die durch Stimulusmaterial oder Art der Gedächtnisprüfung aus der Personenwiedererkennung modifiziert wurden. Dies gilt für dynamische und statische Präsentation sowie für Erwachsene und Kinder ab ca. sechs Jahren. Der entwicklungspsychologische Vergleich der statischen und dynamischen Untersuchungsbedingungen zeigte weder Leistungsunterschiede in der Verarbeitung statischer und dynamischer Personeninformation noch unterschiedliche Entwicklungsverläufe für diese beiden Informationsarten. Ein derartiger Befund steht in einem Widerspruch zu Hinweisen aus der Literatur, die einem Vorteil dynamischer Information zumindest für die Präsentationsphase berichteten. Die Bedeutung dieses Befundes und mögliche Implikationen für die weitere Forschung werden ausführlich diskutiert.