Prozessionsfeste und dramatische Spiele in interreligiösen Vergleich
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Die Religionsphänomenologie ist tot -- so lautet heute zumindest die vorherrschende Lehrmeinung der Religionswissenschaft. Dennoch gibt es Theoretiker, die meinen, daß es trotz aller wissenschaftlichen Mängel noch immer Religionsphänomenologie geben müsse, weil Religion mehr als nur empirisch erforschbar sei. Die vorliegende Arbeit versucht, letzteren Ansatz aufzugreifen, und zwar in dem Sinne, die theoretischen Vorgaben für eine solche Phänomenologie aufzugreifen und in die Praxis umzusetzen. Die zu Recht in Verruf geratene klassische Religionsphänomenologie soll also auf eine neue Ebene gehoben werden, indem sie hinterfragt und in einen kontextuellen Zusammenhang eingebettet wird. Den Kontext bilden einige Nachbarwissenschaften der Religionswissenschaft, vor allem Geschichte, aber auch Theologie, Soziologie, Volkskunde, Literaturwissenschaft u. a. -- Interdisziplinarität ist also gefragt. Wie könnte eine kontextuelle Religionsphänomenologie, praktisch angewendet, funkionieren? Die Beispiele, anhand deren eine solche Phänomenologie erarbeitet werden soll, bilden vier Prozessionsfeste und die sich mit ihnen herausgebildeten dramatischen Spiele aus den drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum, Islam. Der theoretischen Diskussion dieser Arbeit folgt eine Einführung in die Geschichte der Feste Fastnacht, Fronleichnam, Asura und Purim. Eine klassische Religionsphänomenologie wird nicht zusammenhanglos geboten, sondern eingebunden in einen gesellschaftspolitischen Kontext. Die Religionsphänomenologie sucht nicht mehr das Heilige oder eine unhintergehbare anthropologische Konstante, sondern fragt die Religionen nach ihrem Verständnis von Mensch und Gesellschaft.