Baldinger, kollektives Unbehagen
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Eigentlich liegt die Schönheit im Auge des Betrachters. Mit der Wahrheit verhält es sich ähnlich: Das, was wir als wahr oder typisch kennen und erkennen, ist abhängig von dem, was wir gelernt haben, von den Symbolen, die wir deuten. Unsere Wahrheitsempfindung hängt mit unseren Erfahrungen zusammen und ist damit Teil unserer Identität. Wenn unsere Wahrnehmung zerrüttet und in Frage gestellt wird, zweifeln wir auch an der Wahrheit. Oft stellen wir uns die Fragen: Ist das, was ich sehe, wahr? Ist das, was ich abbilde / im Abbild zu erkennen glaube, wirklich eine Darstellung der Wahrheit? Wie kann ich mein Verständnis von Wahrheit anderen verständlich machen? Was stellen wir eigentlich dar? Wahrheit ist facettenreich. Wahrheit ist nicht allgemeingültig. Die Kunstgeschichte hat viele Möglichkeiten der Darstellung von Wahrheiten und Ideen von Wahrheit, von Identitäten und vermeintlichen Identitäten zur Diskussion gestellt und dennoch hat sich das Thema noch nicht erschöpft. Peter Baldinger setzt sich in seinem Werk immer wieder mit Identität und Wahrheit(sfindung), die sehr eng verbunden sind, sowie (deren) Wahrnehmung auseinander. Aus dieser Auseinandersetzung entstanden u. a. zwei große Werkgruppen: 'Unidentified' und 'Diffusion'. Die Darstellung von Hinterköpfen in der Serie 'Unidentified' ist die scheinbare Anonymisierung eines Menschen. In Wirklichkeit aber wird dieser immer klar personalisiert und typische Merkmale sind für diejenigen deutlich erkennbar, die diese Person kennen. Die Abwendung vom Betrachter erwirkt eine Distanzierung. Bei den 'Diffusions' ist diese Distanzierung ebenfalls spürbar, jedoch ist es keine Abkehr vom Betrachter, sondern ein vermeintlicher Sichtschutz durch den Blick durch das Riffelglas, der Neugier und Voyeurismus auf den Plan bringt.