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Vorwort Der im August 2006 verstorbene General a. D. Ulrich de Maizière, einer der geistigen Väter der „Inneren Führung“, unterstrich kurz nach der Wiedervereinigung in einem Zeitungsartikel die fundamentalen Unterschiede zwischen Bundeswehr und NVA. Er wies darauf hin, dass „militärische Tugenden ihren eigentlichen Wert erst durch das ‘Wofür’ erhalten, dass sie mit ethischen Zielen verknüpft sein müssen“. So konnte es nicht überraschen, dass die Zentrale Dienstvorschrift zur Inneren Führung, die ZDV 10/1, in der Fassung von 1993 feststellte: „Unstrittig ist jedoch, dass die mit der Vereinigung Deutschlands aufgelöste Nationale Volksarmee wegen ihres Charakters als Partei- und Klassenarmee eines kommunistischen Systems keine Tradition für die Bundeswehr stiften kann“. In einer Zeit, in der sich Mythen zur DDR bilden, in der ehemalige Parteifunktionäre, Stasioffiziere und NVA-Angehörige des zweiten totalitären Systems auf deutschem Boden fleißig daran stricken, die Geschichte umzuschreiben, und den ostdeutschen Staat zu einem lediglich verkannten, eigentlich liebenswerten und harmlosen System verklären, tut Aufklärung not. Geschichtswissenschaft hat unter anderem die Aufgabe Mythen- und Legendenbildungen durch Hinweis auf die wirklichen Geschehnisse zu begegnen und aufzuklären. Dies haben allein schon die Opfer des Regimes verdient. Otto-Eberhard Zanders Vergleich des Traditionsverständnisses in den Armeen des geteilten Deutschlands richtet sich nicht zuletzt auch an die Leser, die über keine eigenen Erinnerungen an den Zeitraum verfügen, in dem Deutschland geteilt war. Paradox mutet, wie der Autor belegt, an, dass ausgerechnet die NVA stärker mit der preußisch-deutschen Militärtradition assoziiert wurde, zu der sie doch gerade auf besondere Distanz gehen wollte. Dazu trugen äußerlich schon die Uniformen und der Paradeschritt bei, die von der sowjetischen Führungsmacht trotz der Ähnlichkeit zur „Hitler-Wehrmacht“ geduldet wurden. In der von sowjetischer und DDR-Seite als „amerikanische Söldnerarmee“ des „imperialistischen Westdeutschlands“ bezeichneten Bundeswehr gelang es, Tradition und „Innere Führung“ unter anderem deshalb erfolgreich miteinander zu verknüpfen, weil die Handelnden des 20. Juli 1944 nicht wie in der DDR als bloße Handlanger „von Kreisen des Monopolkapitals“ angesehen, sondern vielmehr zu überzeugenden Vorbildern für die Tradition der neuen demokratischen Streitkräfte der Bundesrepublik wurden. Deutlich wird in Zanders Arbeit, dass ein Staat wie die Bundesrepublik, der die Freiheit des Einzelnen betont, sich auch im Bereich der Tradition in den Streitkräften von einem Staat unterscheiden muss, der, wie die DDR, den Menschen in erster Linie als Bestandteil eines sozialistischen Kollektivs ansieht. Dem Bild vom „sozialistischen Soldaten“ in der NVA stand die Konzeption des „Staatsbürgers in Uniform“ diametral gegenüber. Dieser fundamentale Unterschied lässt sich nach Zanders Arbeit nicht mehr einfach unter den bunten Teppich der Mythen fegen. Prof. Dr. Reiner Pommerin Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte TU Dresden
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Bundeswehr und Nationale Volksarmee, Otto Eberhard Zander
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- Erscheinungsdatum
- 2007
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