Das Motiv des Wartens bei Ingeborg Bachmann
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Die Protagonisten Ingeborg Bachmanns verkörpern Menschen, die an dem alltäglichen Kampf in der Gesellschaft wie beispielsweise der seelischen Vernichtung, dem Psychoterror, dem Machtstreben und der Unterdrückung zugrunde gehen. Neben diesen äußeren Faktoren, die sich dem Subjekt aufdrängen, leidet das Individuum zusätzlich unter einer tiefgreifenden Existenzangst: Der Mensch fühlt sich in die Welt geworfen, auf sich alleine gestellt und orientierungslos in einer Existenz voller unbeantworteter Fragen. Die Reaktion auf diese existentielle Leere besteht einerseits in der Konstruktion einer idealen, heilen Welt durch Hoffnung, Sehnsucht, Flucht und Illusion - dem Erwarten - und andererseits in der Handlungsunfähigkeit, Passivität und Sprachlosigkeit - dem Abwarten - des Individuums. Ausgehend von einer gründlichen und differenzierten Analyse des Quellentextes gelingt es dem Autor, das zentrale Motiv des Wartens als grundlegenden Gedanken des Bachmann'schen Werks nachzuweisen und ein Thema zu ergründen, dem bisher in der Bachmann-Forschung wenig Beachtung geschenkt wurde. Die textnahe Analyse dieses isolierten Motivs wird auf die allgemeinen Themen der Existentialphilosophie und des französischen Existentialismus ausgeweitet, so dass auf überzeugende Weise eine Verbindung zwischen dem Prosawerk Bachmanns und dieser philosophischen Richtung hergestellt wird. Die intensive Beschäftigung mit der Literatur der österreichischen Dichterin und der Philosophie der Existenz sowie die Vorsicht, die bei den methodologischen Entscheidungen geboten wird, liefern zweifelsohne einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis des Bachmann'schen Prosawerks.