Die Kerninflation in der Schweiz
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Die vorliegende Arbeit befasst sich mit verschiedenen Verfahren zur Berechnung der Kerninflation und stellt empirische Ergebnisse für die Schweiz im Zeitraum von 1978 bis 2005 vor. Das Ziel der Untersuchung besteht darin, die Vor- und Nachteile der verwendeten Verfahren einzuschätzen und die berechneten Kerninflationsraten hinsichtlich ihrer Eignung als Orientierungsgrössen der Geldpolitik zu evaluieren. Im Mittelpunkt des Interesses stehen statistische Verfahren, da diese in der Praxis aufgrund ihrer verhältnismässig einfachen Implementierung und hohen Transparenz weit verbreitet sind. Modellbasierte Ansätze werden zwar im Überblick dargestellt, nicht aber in die eigentliche Untersuchung einbezogen. Die Auswahl der hier untersuchten statistischen Verfahren umfasst jene Berechnungsmethoden, die heute von einem überwiegenden Teil der Zentralbanken zur Beurteilung des allgemeinen Inflationstrends eingesetzt werden oder die in der Literatur bereits hinreichend beschrieben wurden. Es handelt sich um (a) das Ausschlussverfahren, das preisvolatile Güter wie Nahrungsmittel und Energieträger aus dem Konsumentenpreisindex (KPI) ausgeklammert, (b) die robusten Schätzer der Kerninflation, d. h. getrimmte Mittelwerte und den gewichteten Median, (c) die Ansätze mit volatilitätsabhängigen Gewichten, die einerseits den Ansatz der Bank of Canada und andererseits den sogenannten Edgeworth-Index umfassen, und (d) den dynamischen Faktorindex. Die meisten dieser Verfahren wurden bisher noch nie auf der Grundlage von schweizerischen Daten implementiert und evaluiert. Die vorliegende Studie schliesst damit eine Lücke in der empirischen Literatur über die schweizerische Volkswirtschaft. Die Untersuchung ist folgendermassen aufgebaut: Kapitel 2 geht genauer auf das Konzept der Kerninflation und die Ziele ein, die mit der Berechnung der Kerninflation in der Praxis verfolgt werden. Danach werden verschiedene Arten von transitorischen Preisbewegungen illustriert, die üblicherweise für die kurzfristige Volatilität der am KPI gemessenen Inflationsrate verantwortlich sind. In Kapitel 3 werden modellbasierte Ansätze und statistische Verfahren zur Berechung der Kerninflation im Überblick dargestellt. Insbesondere wird dargelegt, aus welchen Gründen die statistischen Verfahren den modellbasierten Ansätzen vorzuziehen sind und daher den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Studie bilden. In Kapitel 4 werden zuerst die schweizerischen Preisdaten beschrieben, welche die Grundlage der nachfolgenden Untersuchung bilden. Anschliessend werden die vier oben genannten Verfahren zur Berechnung der Kerninflation dargestellt und für die Zeitperiode von 1978 bis 2005 implementiert. Kapitel 5 befasst sich mit der vertieften Evaluation der in Kapitel 4 ermittelten Kerninflationsraten. Zunächst wird überprüft, ob sie bestimmten praktischen Anforderungen genügen. Dann wird ihre Korrelationsstruktur untersucht, und schliesslich werden sie einer Reihe von empirischen Kriterien gegenübergestellt, um zu beurteilen, wie gut sie in der Lage sind, die in der Inflationsrate enthaltenen transitorischen Preiseinflüsse vom allgemeinen Inflationstrend zu unterscheiden. In Kapitel 6 werden die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zusammengefasst und Schlussfolgerungen gezogen.