Das Wortfeld Wachsen im Deutschen
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Das verbale Wortfeld „WACHSEN“ (zusammengesetzt aus Lexemen wie sich erhöhen, steigen, sich vergrößern, zunehmen u.ä.) stellt im Deutsch der Gegenwart einen Wortschatzteil mit besonders großen semantischen Nuancierungsmöglichkeiten dar. In der frühesten deutschen Sprachstufe zeigt es demgegenüber nur rudimentäre Ansätze. Das Feld erfährt während des Untersuchungszeitraumes in semantischer bzw. lexikalischer Hinsicht einen mehr oder weniger kontinuierlichen Ausbau. Dies betrifft die Ausweitung der WACHSEN-konformen Verwendungsmöglichkeiten sowie die Erhöhung der Signifikantenvielfalt. Von den zwanzig untersuchten heutigen Feldgliedern konnten lediglich zwei bis zum Althochdeutschen zurückverfolgt werden (wachsen und sich mehren). Im Mittelhochdeutschen zeigen dann auch Verben WACHSEN-konforme Sememe, die im Althochdeutschen in diesen Bedeutungen nicht nachgewiesen sind (z. B. zuonemen, ûfgên und stîgen) oder nicht einmal als lexikalische Einheiten bezeugt sind (z. B. aufnemen/ûfneman*). Ansätze zur Herausbildung der gegenwärtigen Feldbesetzung sind erst ab dem 16. Jahrhundert verstärkt anzutreffen. Als Hauptphase des Bezeichnungswandels kann die Zeitspanne 1500-1800 gelten. In dieser Hinsicht ist auf den Schwund von Feldgliedern (z. B. aufgehen, aufnehmen und grossen) sowie noch mehr auf die Lexikalisierung von Neubildungen (z. B. sich steigern, sich vergrößern und sich vermehren) zu verweisen. Insgesamt lässt sich sagen, dass die gegenwartssprachliche Feldkonfiguration in hohem Maße ein Produkt des Deutschen - und deutlich weniger seiner Vorstufen oder etwa nichtdeutscher Gebersprachen - ist.