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Gegen die Verblödung der Wahrnehmung – vom öffentlichen Amt des Schriftstellers Adolf Muschg, der Schriftsteller und Hochschullehrer aus der Schweiz, ist seit vielen Jahren zu einer europäischen Instanz geworden. 2007 wurde ihm darum die Eröffnung des Europäischen Schriftstellerkongresses in Saarbrücken anvertraut. Die zu diesem Anlass am 15. Oktober 2007 in der Stiftskirche St. Arnual gehaltene Rede ist eine komprimierte Poetik, die man jedem Studenten der Germanistik, jedem Deutschlehrer, jedem Journalisten von einigem Anspruch und auch unseren Politikern ins Haus wünscht. Dem Klischee und der glatten Oberfläche des Bildschirms stellt Muschg die immer wieder neu zu ertastende raue Haut der Wirklichkeit gegenüber. Mit der ihm eigenen Begeisterungsfähigkeit beschwört er die individuelle Kreativität, die mit dem kindlich staunenden Blick auf die Dinge, mit vorurteilsfreier Neugier und der Freude am Entdecken des anscheinend Unscheinbaren, Absonderlichen und so noch nie Gesehenen beginnt. Kunst ist für Muschg das Gegenteil von Plakatkunst und auch nicht Ausdruck von Gesinnung oder Gefühl. Sie ist am wenigsten eine Paraphrase des bekannten Inventars, sondern die Fähigkeit, eine Einzelheit in ihrer Einzigartigkeit wunderbar aufgehen und aufleuchten zu lassen. Muschgs Kunsttheorie wurzelt in einer langen humanistischen Tradition, die bei Platon ansetzt und besonders bei den Symbolisten (bei Rimbaud, Musil, Rilke und Hofmannsthal) ihre Fürsprecher findet. Der künstlerischen Beachtung der konkreten Einzelheit entspricht in dieser Tradition die Achtung vor jedem Individuum in seiner Besonderheit. Muschg konstatiert: Sehen wir das Einzigartige nicht mehr, so verblödet unsere Wahrnehmung. Entsprechend verroht unsere Sprache und unser Umgang miteinander, denn Kunst und Leben spiegeln sich wechselseitig: Kunst gipfelt in Lebenskunst. Darum besteht Muschg darauf, dass der Künstler, der immer ein Eigenwilliger und oft ein Außenseiter ist, gerade darum das öffentliche Amt hat, hartnäckig an das Vorstellungsvermögen und den Möglichkeitssinn zu appellieren und den Blick für das Andere zu öffnen, dass statistisch nicht zählt.

Parameter

ISBN
9783938823385

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Buchvariante

2008

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