Die Risāla fī l-Ḫawāṣṣ des Ibn al-Ǧazzār
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Auf antiken Vorbildern aufbauend entstand bei den Arabern des Mittelalters eine eigene Literaturgattung über die sympathetischen Eigenschaften der Naturgegenstände. Analog zur Wirkung des Magneten auf das Eisen schrieb man vielen Tieren, Pflanzen und Steinen okkulte Fähigkeiten und Heilkräfte zu. Auch der berühmte Arzt Ibn al-Ǧazzar († 980 n. Chr.) verfasste ein Werk dieses Genres. Es besteht aus einer theoretischen Einleitung über die Möglichkeit der Existenz derartiger Hawass und einer Aufzählung von über hundert sympathetischen Wirkungen. Das arabische Original der Risala fi l-Hawass, von der eine lateinische und eine hebräische Übersetzung bekannt sind, galt lange als verloren. Fabian Käs legt nun erstmals eine Edition des arabischen Textes mit einer deutschen Übersetzung und einem ausführlichen Kommentar vor, der Parallelen in der arabischen Literatur zusammenstellt und sich besonders der Frage nach dem antiken Ursprung der sympathetischen Vorstellungen widmet. Etwa die Hälfte der beschriebenen Wirkungen kann dabei bereits in der griechisch-römischen Literatur nachgewiesen werden. Zudem gelingt Käs erstmals der Nachweis, dass die lateinische Übersetzung von Ibn al-Ǧazzars Sendschreiben die Hauptquelle für ein spätmittelalterliches Werk namens De mirabilibus mundi war, das vielfach dem Albertus Magnus zugeschrieben wurde. Dieses weit verbreitete Buch basiert fast vollständig auf der Risala fi l-Hawass sowie auf einem pseudo-platonischen Zauberbuch namens Kitab an-Nawamis, das in der abendländischen Überlieferung stets zusammen mit Ibn al-Ǧazzar tradiert wird.