Vom euphorischen Aufbruch in die Realität des Alltags
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„Für jemanden meiner Generation ist der Übergang aus dem Prozedere im Zentralen Telegraphenamt an der Gorkistraße zum Mobiltelephon ein Epochensprung. Und ich würde sagen, wer über diesen Epochensprung nicht reden will, soll vom Ende der Sowjetunion schweigen. Und die Bewältigung dieses Epochensprungs – gedanklich und sprachlich – ist der Kern des Problems.“ So schildert Karl Schlögel seinen persönlichenUmgang mit den Veränderungen in den europäischen Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes nach 1989 (Osteuropa 11/2009, S. 21). Diese Länder sind seit 1989, dem Beginn des Aufstandes in Rumänien, bzw. seit 1991 – der Auflösung der Sowjetunion – mit vielschichtigen Prozessen konfrontiert. Mit Hilfe einer möglichst schnellen ‚Transformationstherapie‘ hatte man am Beginn der 1990er Jahre noch versucht, den Anschluss an den Westen zu erreichen. Unübersehbar traten dabei die Langzeitwirkungen älterer Strukturen aus der Zeit vor der kommunistischen Machtübernahme zu Tage. Aber auch die für Jahrzehnte prägende Epoche des Staatssozialismus gebar ihre eigenen Persistenzen, die ihren Einfluss auf die Gegenwart genauso erkennen ließen. Dessen nicht genug gesellte sich zu alledem noch der alltäglicheWandel, war die Welt in der Zwischenzeit doch nicht stehen geblieben. Die AutorInnen des vorliegenden Bandes widmen sich dieser Problematik aus der Perspektive verschiedener Wissenschaftsdisziplinen. Ländliche und urbane Räume werden dabei auf mögliche Antworten hin untersucht, die uns die Folgen des in den Jahren 1989/1991 erlebten Epochensprunges vielleicht ein wenig besser verstehen lassen.