Personaldiagnostik und Entwicklung im Profi-Fußball
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Die Sportpsychologie gewinnt im Fußball merklich an Bedeutung. Spätestens seit der WM 2006 und dem darauf folgenden Film „Deutschland ein Sommermärchen“ rückte die Sportpsychologie verstärkt ins öffentliche Interesse. Welche Entwicklungsmaßnahmen ausgewählt werden, hängt meist mit der Orientierung auf kurzfristige Siege und Gewinne zusammen. Auch werden sie oft nur im Hinblick auf das nächste Spiel bewertet. Zusätzlich können selbst etablierte Interventionsmethoden kontraproduktiv wirken, wenn sie nicht auf der Basis einer fundierten Analyse durchgeführt werden. Häufig verzerren Stimmungen und Meinungen ein objektives Bild der Spieler. Für eine solide Trainingsplanung und Spielerentwicklung ist die wohlüberlegte Auswahl verlässlicher Methoden entscheidend für die Qualität des Ergebnisses. Diese Notwendigkeit wird in einem Instrumentarium zur Diagnostik und Entwicklung im Fußball aufgegriffen. In Zusammenarbeit mit der Friedrich Schiller Universität Jena und mit Thüringer Fußballvereinen wurde das Instrumentarium zur Erhebung des sportpsychologischen Profils entwickelt. Mit Hilfe dieses Instruments kann eine genaue Analyse des psychologischen Stärken- und Schwächenprofils der Spieler ermöglicht werden. Daraus ergeben sich für den Trainer ganz neue Möglichkeiten, individuell auf die einzelnen Spieler einzugehen. Das Instrument besitzt eine große Bandbreite psychologischer Faktoren. Im Rahmen einer aufwendigen und umfassenden Recherche wurden Studien, Überblicksarbeiten und Tests vorgenommen, um die wichtigsten und ausschlaggebenden Leistungskomponenten zu ermitteln. Das Instrument gliedert sich in den Bereich der sportspezifischen Persönlichkeit und den Bereich der Entscheidungen in taktischen Situationen. Für den Bereich der Persönlichkeitsorientierung werden Verfahren zur Erfassung der sportspezifischen Persönlichkeit - dazu zählen Leistungsmotivation, Flexibilität, Teamorientierung und Stressregulation - verwendet. Im Bereich der simulationsorientierten Verfahren wird das Entscheidungsverhalten sowie das situative Risikoniveau der Spieler in taktischen Situationen erhoben. In taktischen Situationen wird untersucht, wie sich die Spieler in gegebenen Entscheidungssituationen verhalten. Als Beurteilungskriterien für die Qualität der Entscheidungen der Spieler wird die Übereinstimmung zwischen Trainer und Spieler angenommen. Die Differenz zwischen Trainer und Spieler dient als Grundlage für die Handlungsempfehlungen für den Trainer bezüglich des jeweiligen zu betrachtenden Spielers. Konkrete Möglichkeiten für die Trainingsgestaltung werden erläutert. Das Messinstrument steht sowohl als onlinegestützte Version als auch in Papierform zur Verfügung.