Streitobjekt Nofretete
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Seitdem der deutsche Archäologe Ludwig Borchardt am 6. Dezember 1912 bei seinen Ausgrabungen in Achet Aton, dem heutigen Tell-el-Amarna, in der Werkstatt des Bildhauers Thutmosis die Büste der Nofretete entdeckte, rückte diese nicht nur in das Interesse der Weltöffentlichkeit, sondern wurde auch zum Streitobjekt zwischen Ägypten und Deutschland. So wird Nofretete von deutscher Seite unter Aufnahme einer Bemerkung des ehemaligen Präsidenten Hosni Mubarak bei seinem Berlinbesuch im Jahre 1989 den Ägyptern als „beste Botschafterin Ägyptens in Berlin“ verkauft, von den Ägyptern wird sie eher als unfreiwillig, in Berlin festgehaltene „Gefangene“ angesehen, an deren Rückholung nach Ägypten ein hohes nationales ägyptisches Interesse besteht. Die Bedeutung Nofretetes und insbesondere der über ihre Rückholung in den deutsch-ägyptischen Beziehungen entstandene Wirbel sind die Folge ihrer unbestrittenen internationalen zeitlosen Schönheit. Die Faszination, die von der Büste ausgeht, beruht weniger auf der Persönlichkeit der Königin als Gattin des ebenso berühmten Pharaos Echnaton, des Erfinders des monotheistischen Atonglaubens, sondern auf dem Antlitz der Königin, das als Inbegriff der weiblichen Schönheit gilt und zur Hauptattraktion der deutschen Hauptstadt geworden ist. Wer war nun diese schöne Frau, die durch ihr Antlitz die Besucher aus aller Welt verzückt, deren Lächeln für den Betrachter auf den ersten Blick kalt und arrogant wirkt, auf den zweiten Blick jedoch melancholisch, eher sanft und entrückt. Für ihren Entdecker Ludwig Borchardt war die Büste der Inbegriff von Ruhe und Ebenmaß, Thomas Mann faszinierte ihre „ängstliche Lieblichkeit“, auf andere wirkt sie eher streng und unnahbar, fast angsteinflößend. Um das Rätsel ihrer geheimnisvollen Schönheit zu verstehen, die Anlass zu einem jahrzehntelangen Streit zwischen Ägypten und Deutschland wurde, sollte man sich mit der Person und Persönlichkeit der Nofretete befassen.