Ich Mann - du Frau
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Pädagogen und Psychologen schlagen Alarm: Konzentrationsfähigkeit und Leistung der Grundschulkinder in Deutschland gehen seit Jahren zurück, die Zahl der Fälle von verhaltensauffälligen Kindern mit nervösen oder motorischen Störungen nimmt kontinuierlich zu – und auch die Gewaltbereitschaft der Kinder. Die Diskussion über mögliche Ursachen dieses Phänomens ist so aktuell wie langanhaltend – und noch immer nicht abgeschlossen. Sicher spielen Reizüberflutung und Probleme gesellschaftlichen Wandels wie auch die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund eine Rolle. Zu einem eindeutigen Schluss, wie dieser problematischen Entwicklung am besten entgegengewirkt werden kann, ist man bis jetzt jedoch nicht gekommen. Zwar kann auch Bettina Arndt kein Patentrezept präsentieren; allerdings konnte sie als engagierte und einfühlsame Pädagogin einige ermutigende Beobachtungen machen: Wenn eine Klasse unruhig wurde oder auch nur einzelne schwierige Kinder Ermüdungserscheinungen zeigten und zu stören anfingen, war dennoch in Sekundenschnelle eine ruhige, vollkommen entspannte, fasziniert zuhörende Klasse wiederherstellbar, indem den Kindern ein Märchen erzählt wurde oder aber mit ihnen einige speziell für Kinder entwickelte Yogaübungen durchgeführt wurden. Anfangs hatte Arndt bei dieser Art von pädagogischen Tricks noch ein schlechtes Gewissen, da sie die Unterbrechung von der normalen Unterrichtszeit abzweigen musste. Aber bald wurde ihr bewusst, dass die so erzeugte Entspannung neue Energien freisetzte und sie mit den Kindern schneller und besser arbeiten konnte und die vermeintlich verlorene Zeit leicht mehr als wieder einholte. Das gemeinsame, konzentrierte Zuhören bei spannenden Geschichten war zudem ein Gemeinschaftserlebnis mit verbindender Wirkung – und hatte zur Folge, dass die Schüler insgesamt aufgeschlossener wurden und freundlicher miteinander umgingen. Es gab so zwar nicht weniger verhaltensauffällige Kinder in der Klasse, aber die Gemeinschaft konnte die Unruhestifter absorbieren. Und es gab den besonderen Effekt, dass die Schüler mit Migrationshintergrund – bei Bettina Arndt immerhin 58 Prozent – sich leichter und schneller integrierten. Arndt beschreibt in ihrer nun vorgelegten, auf wahren Begebenheiten basierenden Erzählung ein in besonderem Maße problematisches Jahr an ihrer Grundschule und die außergewöhnlichen Anstrengungen, derer es bedurfte, es trotz aller Widrigkeiten zu meistern. Ein unerwartet spannender Bericht, der zugleich ein pädagogisches Lehrstück zu gelungener Integration darstellt.