Sozialpädagogik mit männlichen Gefangenen im Spannungsfeld von aktueller Betreuung, Resozialisierung und Therapie
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In der vorliegenden Studie reflektiert der Autor die alltägliche Praxis der sozialpädagogischen Arbeit mit Gefangenen. Das geschieht vor dem Hintergrund einer detaillierten Analyse und Diskussion der historischen Entstehung von Strafe und ihren gesellschaftlichen Funktionen. So wird zunächst die Entwicklung von Formen der Rache hin zu staatlich durchgesetzten Strafen und deren philosophisch-theologischen Begründungen aufgezeigt, von antiken und mittelalterlichen Strafpraktiken zur bürgerlichen Straftheorie und ihrer Kritik, von Marx über Adorno bis hin zu Foucault. Auf dieser Grundlage werden die Sozialpädagogik – mit ihren Facetten von Binding über Liszt bis Nohl – und die reformerischen Überlegungen der Weimarer Republik zusammengefasst, um daran anschließend den Ansatz von Fritz Brauer auch als grundlegenden Ausgangspunkt der eigenen sozialpädagogischen Praxis in Gefängnissen vorzustellen. Im zweiten Teil der Arbeit erfolgt eine vielschichtige Behandlung der Realität des Gefängniswesens, ausgehend von einer empirischen Darstellung der Situation in Deutschland, von der historischen Entwicklung in der Weimarer Zeit und der NS-Zeit bis zu den Gesetzen, Richtlinien und Praxen des Strafvollzugs in der Bundesrepublik. Auf dieser Grundlage wird im dritten Teil anhand von drei Fallstudien die sozialpädagogische Praxis mit Gefangenen auf der Basis des personenzentrierten Konzepts der Beratung von Carl Rogers rekonstruiert und als Alternative zum offiziellen Resozialisierungskonzept und zum Alltagsverständnis von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern vorgestellt. Abschließend wird – ohne aus dem Dilemma von vorgegebenen Strukturen einerseits und humanistischem Anspruch andererseits ausbrechen zu können – die Rolle von Sozialpädagogik in Gefängnissen als Vorbereitung auf das Leben außerhalb des Gefängnisses, aber auch als Hilfe während der Zeit im Gefängnis thematisiert und deren strukturelle Bedingungen problematisiert. Das geschieht in dem Bewusstsein, dass diese Strukturen absehbar nicht grundlegend zu verändern sind, weshalb es umso bedeutsamer ist, sie zu durchschauen, um trotzdem über Möglichkeiten von am Individuum orientierten konkreten Hilfestellungen nachzudenken.