Praktizierte Germanistik
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„Praxis“ heißt das aktuelle Schlüsselwort der Wissenschaftshistoriographie. Einen folgenreichen Ausschnitt germanistischer Wissenschaftspraxis dokumentiert dieser Band anhand eines in geschlossener Überlieferung und Informationsdichte einmaligen Fundes: am Beispiel der Semesterberichte des Grazer Seminars über die ältere und neuere deutsche Philologie von 1873 bis 1918. Der Dokumentation vorangestellt ist eine Skizze zur Kultur- und Wissenschaftsgeschichte der modernen Organisationseinheit „Seminar“. Graz war eines der Zentren deutschsprachiger Germanistik. Dass sich hier die Hausarbeiten fast vollständig erhalten haben, ist ein solitärer Glücksfall. Die Berichte vermitteln einen sehr differenzierten Einblick in Unterrichtsform und Inhalte einer sich herausbildenden Praxis von Germanistik: Die mündlichen und schriftlichen Beiträge von Dozenten und Studierenden, die Vorstellungen von der Methode germanistischer Forschung und nicht zuletzt die Beurteilung der 443 erhaltenen Hausarbeiten sprengen in Umfang und Niveau die landläufigen Vorstellungen. Die Dokumentation ermöglicht so einen für die Wissenschaftsgeschichte und die Germanistik neuartigen Zugang zur Praxis geisteswissenschaftlicher Arbeit.