Einfall und Untergrund
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Die Autorin geht in dieser Studie den Interferenzen kompositorischer Muster auf Wahrnehmungsmuster nach, mithin den Wechselwirkungen solcher Muster, die möglicherweise im Notentext bereits reflektiert sind. So versteht sie Analyse nicht als Decodierung, sondern als Diskussion von Struktur-Angeboten der Partitur bezogen auf die Möglichkeiten der Wahrnehmung und als Versuch, das Kalkulierte wie das Spontane im kompositorischen Prozess aufzuzeigen. In der analytischen Messiaen-Literatur gelten die Vögel, gestützt auf Messiaens Äußerungen, im Allgemeinen als Symbole von Freiheit – auch im kompositionstechnischen Sinn. Dementsprechend fielen die Chants d„oiseaux aus dem Livre d“orgue weitgehend durch das Raster einer strukturorientierten Analyse, denn die Vogelgesänge im Kontext des Livre scheinen im Schatten von rhythmisch-formal so durchkonstruierten Stücken wie Reprises par interversion und der beiden Pièce en trio zu stehen. Doch gerade bei den Chants d„oiseaux zeigen sich überraschend komplexe Muster kompositorischer Gestaltung. Die Autorin nähert sich den Chants d“oiseaux ausgehend von grundsätzlichen Fragestellungen: Den selbstorganisierenden Anteilen der Modi, der impliziten Grenzüberschreitung der Modi zum chromatischen Total sowie dem Integrationsgedanken bezüglich eines präkompositorisch festgelegten Vokabulars. Dies geschieht durch eine Diskussion der modalen Beispiele Messiaens in der Technik meiner musikalischen Sprache, durch eine als platonischer Dialog gestaltete Analyse von Les Mages aus La Nativité du Seigneur sowie durch eine Auseinandersetzung mit Messiaens Entwurf einer „kommunizierbaren Sprache“, der sogenannten langage communicable.