Literarische Zeugnisse
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Was darf über den Holocaust geschrieben werden, und was behält ein Autor besser für sich? Ein Problem, dem sich die deutsche Literatur vor allem in den Nachkriegsjahren ausgesetzt sah. So prägte die Ermordung tausender Juden nachhaltig das kollektive Gedächtnis. Das Schreiben über den Holocaust – noch heute ein Drahtseilakt zwischen öffentlicher Empörung und Lob des Feuilletons. Für die Literaturwissenschaftlerin Laura Sulzbacher gelten literarische Texte als Zeugnisse kollektiver Gedächtnisinhalte, die, ähnlich historischer Dokumente, die deutsche Geschichte nachvollziehbar machen. In ihrer Dissertation analysiert sie die literarischen Strategien der Holocaustdarstellung. Anhand der Werke Jurek Beckers Jakob der Lügner, Edgar Hilsenraths Nacht und Stephan Hermlins Zeit der Gemeinsamkeit stellt die Autorin die Tabus und die Dogmen der Holocaustdarstellung im geteilten Deutschland heraus: Während in der Bundesrepublik die Katastrophe tendenziell verdrängt wurde, erfuhr das Bild des jüdisch-kommunistischen Widerstandkämpfers in der Literatur der DDR eine propagandistische Zurichtung. Unter Einbeziehung moderner Gedächtnistheorien und einem Abriss deutscher Erinnerungsdiskurse zeigt Sulzbacher die Wirkmächtigkeit der jeweiligen Geschichtsnarrative auf. Laura Sulzbacher erforscht die Darstellung des „Undarstellbaren“.