Nur eine belanglose Geschichte?
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Die Prosakomödie „Grieche sucht Griechin“ ist nur den wenigsten Dürrenmatt-Lesern bekannt und auch in der Forschung blieb sie weitgehend unberücksichtigt. Sie gilt als mehr oder weniger erbauliche Unterhaltungsliteratur, die - für Dürrenmatt äußerst untypisch - sogar mit einem Happy-End versehen ist. Aber auch in dieses Werk baut Dürrenmatt einer jener „Mausefallen“ für das Publikum ein, die er als Merkmal jeder Komödie ansieht. Hier versteckt sie sich in dem Satz „(Es folgt das Ende für Leihbibliotheken.)“, den die meisten Leser aber nicht als Falle, sondern als Bestätigung ihrer Leseerwartung rezipieren. Inwiefern kann nun „Grieche sucht Griechin“ als Text gelesen werden, der mit Lesern und Kritikern „Katz und Maus“ spielt und dies in so virtuoser Weise, dass die einen gar nicht bemerken (sollen), dass es ein Spiel ist, und die anderen die Regeln für das Spiel nicht erkennen? Was hat Dürrenmatt zu diesem Spiel veranlasst. Inwiefern ist es mit der philosophischen Haltung Dürrenmatts verbunden? Der Satz „(Es folgt das Ende für Leihbibliotheken.)“ wird in seiner doppelten Bedeutung mit Kierkegaard als „Zeichen des Widerspruchs“ gelesen und damit als Hinweis, die Lektürerichtung zu überdenken. Zusammen mit der im Text vorherrschenden indirekten Mitteilung ist der Satz Aufforderung an den Leser, sich zu positionieren. Folgt der Leser also dessen innerer Logik, dann lernt er einiges über das Fallenstellen, findet vielleicht sogar seinen eigenen Weg zwischen vorgegebenen Pfaden. Die Verortung der Prosakomödie im Werk Dürrenmatts zeigt in Bezug auf Einzelaspekte des Werkes - die Gnade, die Liebe, das Chaos - Verbindungen sowohl zum Früh- als auch zum Spätwerk. Die Nähe zu letzterem wird insbesondere dadurch hergestellt, dass der subjektiv-existierende Denker Kierkegaardscher Prägung im auktorialen Erzähler der Prosakomödie verortet werden kann.