Körper, Selbst, Identität
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Die Frage nach dem Verhältnis unseres ‚Selbst‘ zu unserem Körper ist ebenso aktuell wie problematisch. Davon zeugt nicht zuletzt die These, dass das ‚Leib-Seele-Problem‘ heutzutage durch die Naturwissenschaft gelöst sei – ‚wir‘ seien letztlich nichts als unser Gehirn und die Hirnforschung daher die neue ‚Leitwissenschaft‘ für Recht, Pädagogik, Psychologie usf. –: Die hier vorgelegte Arbeit zeigt in einem ersten Schritt, dass diese These den Materialismus unterstellt, d. h. eine weit verbreitete, aber nicht unumstrittene Richtung der Philosophie des Geistes. Die Untersuchung widmet sich sodann mit Dualismus und Materialismus den beiden großen Positionen des modernen Diskurses. Sie und ihre Varianten werden nicht wie üblich äußerlich nebeneinander gestellt, sondern – in Anschluss an Hegel – in ihrem inneren Zusammenhang systematisch entwickelt. Es wird herausgearbeitet, dass beiden Theoriefamilien Widersprüche immanent sind, die sie auch in ihren avancierten Versionen – wie Eigenschaftsdualismus oder Emergenztheorie – nicht aufzulösen vermögen. Könnte es angesichts dieses Scheiterns scheinen, als stoße das Denken in dieser Frage an seine Grenzen, so werden hier vielmehr die spezifischen Denkformen dieses Diskurses analysiert: Die verschiedenen Positionen werden als unterschiedliche Stufen einer Selbstreflexion begriffen, in welcher der moderne Mensch sich selbst auf dingliche Weise zu denken versucht. Die Kritik dieser Selbstverdinglichung eröffnet den Ausblick auf einen aristotelisch-hegelschen Neuansatz – der auch der Erforschung des Gehirns eine belastbare begriffliche Grundlage bietet.