Medizinethik in der DDR
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Hippokrates oder Lenin – in welchem Verhältnis standen Medizin und Moral in der DDR? Die Autoren dieses Bandes blicken hinter die Fassade einer Gesundheitspolitik, die bis heute häufig als Erfolgsgeschichte gilt. Tatsächlich stand die medizinische Versorgung in den 1980er Jahren vor dem Abgrund, war der Staat hilflos angesichts umfassender Mängel. Dazu kam der ethische Bankrott mancher Akteure – nicht wenige Ärzte und sogar Medizinethiker dienten der DDR als Spitzel. Anhand von Archivalien, u. a. aus dem Ministerium für Staatssicherheit, zeigen die hier versammelten Beiträge, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklafften: Sei es am Beispiel des (Fehl-)Verhaltens einzelner Schlüsselfiguren, durch den kritischen Blick auf die Praxis der Humanexperimente oder den Skandal der Hepatitis-Infektionen. Ein Anhang führt Schlüsseldokumente zur Biopolitik der DDR auf, von Schwangerschafts- und Transplantationsrecht bis hin zu Bestimmungen zur Forschung am Menschen. Der Band leistet damit einen wichtigen Beitrag sowohl zur Geschichte der Medizinethik als auch zur DDR-Historiographie.