Der Kalmück
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Man nannte ihn ‚Kalmück‘; wie er wirklich hieß, wusste er selber nicht. Als Kind wurde er geraubt, verschleppt, verschenkt und landete schließlich in Karlsruhe, wo man ihn wie ein Wundertier bestaunte, bis sich seine ungewöhnliche Begabung zeigte. Nach dem Besuch der Kunstakademie ging er nach Rom, wurde zu einem Mittelpunkt der deutschen Künstlerkolonie und durch seine Werke weithin berühmt; so sehr, dass er Lord Elgin nach Athen begleiten durfte, um die dortigen Monumente im Bild festzuhalten. Seine von aller Welt bewunderten Zeichnungen gelangten mit den ‚Elgin Marbles‘ ins Britische Museum in London, wo sie sich noch heute befinden. Er wurde Hofmaler in Karlsruhe, schloss sich dort wieder an seinen alten Freund Weinbrenner an, den er mehrfach porträtierte und der ihn u. a. mit der Ausmalung der evangelischen Stadtkirche beauftragte. „Der Kalmücke Feodor (so hörten wir ihn beständig nennen) ist ein mit sehr vielem Talent begabter Mann“ – so Goethe, der ihm 1815 in Karlsruhe begegnete, aber meinte, er gehöre ins Naturalienkabinett, und zwar „ausgestopft“; da war der Künstler freilich nur noch ein Schatten seiner selbst. Feodor glich einem Kometen, der unversehens am Horizont erschien, lange leuchtete und dann langsam erlosch, und den man dann vergaß; zu Unrecht, wie dieses Buch beweist. Er war eben ein Fremder, der aus der Steppe kam, und blieb es sein Leben lang.