Talbot's Tools
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Viel ist bereits über die Entzifferung antiker Schriftsysteme im 19. Jahrhundert, beispielsweise der ägyptischen Hieroglyphen oder der assyrisch-babylonischen Keilschrift geschrieben worden. Nur selten erfährt man jedoch mehr über die Details des methodischen Vorgehens der Forscher, die sich bemühten, eine Gleichung mit vielen Unbekannten zu lösen. Wie genau gingen sie vor, um Stück für Stück Struktur und Lesung der unbekannten Zeichen zu verstehen? Und welche Instrumente standen ihnen zu Verfügung, um solche komplexen intellektuellen Rätsel zu lösen? Die Publikation widmet sich genau dieser Frage. Am Beispiel des viktorianischen Gelehrten William Henry Fox Talbot (1800-1877) wird beleuchtet, welche Rolle im Forschungsprozess den zahlreichen Notizbüchern zukommt, die Talbot der Nachwelt hinterlassen hat. An ihnen lässt sich nachvollziehen, wie Denken und Schreiben zu einander ergänzenden Prozessen werden und auf den Seiten Ergebnisse produzieren, die allein „im Kopf“ nicht möglich gewesen wären. In seinen Notizbüchern kategorisiert, ordnet, experimentiert und korrigiert Talbot und die Publikation macht es sich zur Aufgabe, diese sich teilweise überlagernden Prozesse zu analysieren und anhand zahlreicher Beispiele darzustellen. Über Fragen der Schriftforschung hinaus enthält der Band einen detaillierten Überblick über die Geschichte der frühen Keilschriftforschung, die von den ersten Berichten von Orientreisenden über die Entzifferungserfolge von Henry Rawlinson (1810-1895) und Edward Hincks (1792-1866) bis hin zur Macht- und Informationspolitik in den gelehrten Kreisen der viktorianischen Gesellschaft reicht. Damit ist die Untersuchung zwischen verschiedenen Disziplinen angesiedelt und beantwortet Fragen der Schrifttheorie, der Wissenschaftsgeschichte und der Altorientalistik in gleichem Maße.