Faktoren der Tumorbiologie bei peripheren Nervenscheidentumoren
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Faktoren der Tumorbiologie in peripheren Nervenscheidentumoren: Eine vergleichende immunhistochemische Studie bei Mensch und Hund Die vorliegende Dissertation hatte zum Ziel, sporadische canine maligne periphere Nervenscheidentumore (cMPNST) mit NF1-assoziierten humanen malignen peripheren Nervenscheidentumoren anhand verschiedener Kriterien (Klinik, Histomorphologie, Verhalten, Immunreaktivität) zu vergleichen. Darüber hinaus sollte die zelluläre Zusammensetzung (Schwann-Zellen, Fibroblasten, Perineurialzellen, Mastzellen) der humanen peripheren Nervenscheidentumore (PNST) und cMPNST quantifiziert und ihre mögliche Rolle für die Tumorprogression untersucht werden. Ferner war ein Ziel, diagnostische Immunmarker (GFAP, NGFR, Claudin-1, Periaxin, α-SMA) auf ihre Spezifität für cMPNST hin zu untersuchen. Des Weiteren wurden humane PNST in verschiedene Subgruppen eingeteilt. Deren Existenz sollte nachgewiesen und Hinweise auf ihre Histogenese sollten gesammelt werden. Letztendlich war es ein Ziel, zelluläre Signalwege in humanen NF1-assoziierten Tumoren zu untersuchen und ihren Beitrag zur Tumorbiologie aufzuzeigen. Es wurden 75 canine MPNST aus dem Institut für Veterinär-Pathologie der Justus-Liebig-Universität in Gießen und 520 humane PNST aus dem Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf immunhistochemisch untersucht. Aus den humanen Proben wurden 11 Tissue-Microarrays (TMA) hergestellt, die caninen Proben wurden einzeln gefärbt. Im Vergleich der humanen und caninen MPNST wurden durchgängig Unterschiede aufgedeckt. Die humanen MPNST verhielten sich maligner als die cMPNST und auch in Bezug auf klinische, histologische und immunhistochemische Parameter wichen beide Entitäten deutlich voneinander ab. Die abschließende Bewertung kommt zu dem Ergebnis, dass cMPNST kein Forschungsmodell für NF1-assoziierte hMPNST sein können. Humane periphere Nervenscheidentumore sind Schwann-Zell-Tumore und keine zusammengesetzten, so genannte compound-Tumore, wie vielfach in der Literatur angegeben. Die anderen Zellfraktionen (Fibroblasten, Perineurialzellen und Mastzellen) machen nur einen kleinen Anteil an der Gesamtzellzahl aus. Ferner tragen Mastzellen nicht zur malignen Progression der plexiformen Neurofibrome zum malignen peripheren Nervenscheidentumor bei. Für die Diagnose von caninen MPNST wurde von den Immunmarkern GFAP, NGFR und Claudin-1 eine sehr gute bis gute Sensitivität nachgewiesen. Ferner wurde in dieser Studie gezeigt, dass cMPNST auch eine Immunreaktivität für α-SMA, ebenso wie hMPNST mit divergenter Differenzierung, zeigen können. Die Spezifität der besagten Marker muss noch an anderer Stelle an caninen Hämangioperizytomen und Fibrosarkomen, den Differenzialdiagnosen von cMPNST, untersucht werden. Humane NF1-assoziierte PNST können in zwei Hauptgruppen unterteilt werden, das dermale Neurofibrom, das lebenslang gutartig bleibt und das plexiforme Neurofibrom (PNF). Das PNF könnte sich entweder zum bösartigen MPNST weiter entwickeln oder gutartig bleiben und sich bei Auflösung des Perineuriums über die Zwischenform des plexiform-diffusen zum diffusen Neurofibrom weiter entwickeln. In Bezug auf die zellulären Signalwege in humanen PNST leisten sowohl Wachstumsfaktorrezeptoren, Transkriptionsfaktoren als auch der Neurofibromin-Signalweg einen Beitrag zur Tumorbiologie. Für die maligne Progression der plexiformen Neurofibrome zum MPNST scheint der NRG1–ErbB2/3-Signalweg eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Weitere Untersuchungen müssen folgen um diese Ergebnisse zu verifizieren.