Art rupestre africain
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Bereits auf seinen ersten Forschungsreisen im belgischen Kongo (1904-06) und durch Französisch-Westafrika (1907-09) reiste der deutsche Ethnologe Leo Frobenius in Begleitung von Künstlern, die die traditionelle afrikanische Kultur meisterhaft dokumentierten. Ab seiner sechsten Afrika-Expedition 1913 fertigten Künstler, meistens junge Frauen, auch Kopien prähistorischer Felsbilder an. Auf abenteuerlichen Reisen in die zentrale Sahara oder in die Savannen des südlichen Afrika entdeckten und kopierten sie einmalige Kunstwerke, die heute zum Weltkulturerbe gehören. Vor tausenden von Jahren waren sie von Menschen auf Felswände gemalt und geritzt worden, die mit großer Kunstfertigkeit ihren Alltag, ihre Glaubensvorstellungen, ihren Bezug zur Natur und zu den Tieren abbildeten. Später wurden auch Felsbildregionen weltweit dokumentiert: in Spanien, Frankreich, Norditalien und Skandinavien sowie in Indonesien und Australien. Bis zu Frobenius‘ Tod im Jahr 1938 entstand so die weltweit umfangreichste Sammlung mit rund 5.000 Felsbild-Kopien, die sich heute im Frobenius-Institut an der Goethe-Universität Frankfurt am Main befindet. Darunter zahlreiche faszinierende Leinwände in Originalgrößen von bis zu 2,5 x 11 Meter, die das prähistorische Original mit großer Genauigkeit wiedergeben. Erst in jüngster Zeit hat man die spektakuläre fast vergessene Geschichte dieser Kopien rekonstruieren können, die in den 1930er Jahren in den meisten europäischen Metropolen sowie in 32 amerikanischen Städten ausgestellt worden war. Auf gefeierten Ausstellungen waren sie beispielsweise im Berliner Reichstag, im Pariser Trocadéro oder im Museum of Modern Art in New-York zu sehen und beeinflussten Vertreter der künstlerische Avantgarde wie Picasso, Pollock, Klee, Masson, oder Arp. Nach den Zweiten Weltkrieg geriet die Sammlung zunächst in Vergessenheit und wurde erst kürzlich wieder öffentlich gezeigt. Die Ausstellung „Kunst der Vorzeit“ im Berliner Martin-Gropius-Bau (21.1. – 16.5.2016) ging nicht nur auf die abenteuerliche Entstehungsgeschichte der Bilder ein und zeigte deren Einfluss auf die moderne Kunst, sie präsentierte auch zahlreiche großformatige Leinwände deren Faszination man sich kaum entziehen konnte. Die aktuelle Ausstellung in Dakar präsentiert nun eine spektakuläre Auswahl prähistorischer Kunstwerke aus Afrika. Die Originale befinden sich in Nordafrika (Algerien, Libyen, Ägypten) und dem südlichen Afrika (Namibia, Simbabwe, Südafrika) und sind zum Teil über 10 000 Jahre alt. Die Lebenswelten der prähistorischen Künstler sind längst untergegangen und die Bedeutung der Originale ist auch bei Experten umstritten. Nicht strittig ist hingegen ihre ästhetische Kraft, die auch heute noch Künstler bewegt. Der Umgang dieser ältesten Bildwerke der Menschheit mit Linie, Form, Fläche und Dynamik ist von überraschender Modernität und verbindet uns mit unseren entfernten Vorfahren.