Joe Goulds Geheimnis
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Joe Gould (1889-1957) stammte aus einer der ältesten Familien von Massachusetts, und als erfolgreichem Harvard-Absolventen schien ihm ein geordnetes bürgerliches Leben vorherbestimmt. Doch mit Mitte zwanzig kehrte er seiner Familie Rücken, brach mit der Vergangenheit und ging nach New York. Dort schlug er sich für den Rest seines Lebens als charmanter Schnorrer und Träumer durch, lebte von Luft, Zigarettenkippen und Ketchup, übernachtete in billigen Absteigen und auf der Straße. Und verfolgte dabei täglich ein ehrgeiziges Projekt: Gould wollte eine „Erzählte Geschichte unserer Zeit“ verfassen. Jeder Gesprächsfetzen, jede belauschte Unterhaltung sollte in dieses Opus magnum des Alltagslebens integriert werden, in dem die Stimme des Lebens selbst hörbar würde. So sah man Gould, der schon bald zum festen Bestandteil der Szenerie von Greenwich Village gehörte, denn auch nie ohne seine Aufsatzhefte, die er unablässig mit Notizen füllte. 75 mit Flecken übersäte, abgegriffene und zerfledderte Kladden sollten es bis zu seinem Tod Anfang der 50er Jahre sein - ein Werk, elfmal so lang wie die Bibel. Der wortmächtige Exzentriker faszinierte Autoren wie Ezra Pound, e. e. cummings oder Marianne Moore, und einige seiner Texte fanden sogar den Weg in avantgardistische Zeitschriften. Auch der renommierte Journalist Joseph Mitchell lernte Gould kennen, wurde über lange Jahre dessen enger Vertrauter und schrieb zwei ausführliche Porträts über ihn. Immer wieder ließ er sich von Gould ausnehmen und düpieren, um das Geheimnis von dessen großem Werk zu lüften, das kein Mensch je ganz zu Gesicht bekommen hatte. In dem vorliegenden Buch sind beide Geschichten Mitchells - der New-Yorker-Artikel „Professor Möwe“ von 1942 und das 1964 erschienene „Joe Goulds Geheimnis“ - vereint. Und es deckt auf, warum sich, als Gould 1957 starb, keines seiner zahllosen Hefte auffinden ließ. „Dadurch, daß es Joe Gould gab und daß sich Joseph Mitchell die Mühe gemacht hat, sein Leben nachzuzeichnen, ist auch eine Geschichte der Welt entstanden, in der wir leben. Es ist dem deutschen Verlag sehr zu danken, daß er dieses Buch wieder ausgegraben hat.“ Elke Heidenreich „Mitchells Porträt von Gould ist eine Schatzkiste.“ FAZ „So gut und so verrückt wie diese wahre Geschichte muss eine erfundene mindestens sein.“ Rheinischer Merkur