Gender und Aggression
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Es drängt sich die Beobachtung auf, daß Jungen/Männer aggressiver sind als Mädchen/Frauen. Gebrauchen z. B. Jungen/Männer eher direkte, offene Formen der Aggression (Schlagen, Bullying) und Mädchen/Frauen indirekte/verdeckte (relationale Aggression)? Lassen sich solche Geschlechterunterschiede auch bei genauerer Betrachtung bestätigen? Wenn ja, ist der Geschlechterunterschied in der Aggression auf Gender (auf das psychologische Geschlecht), d. h. auf Erziehungs- und Gesellschaftseinflüsse zurückzuführen? Gibt es Gender überhaupt? Welche Qualitativen Merkmale weisen dann männlich Gender (Maskulinität) und weiblich Gender (Femininität) in der heutigen Gesellschaft auf? Lässt sich der Genderbegriff überwinden? Stellt Gender nur eine Teileinheit der Sozialpersönlichkeit dar? Welche Aggressionsarten gibt es überhaupt? Lassen sich diese auf Gender oder auf Teile der Sozialpersönlichkeit zurückführen? Antworten auf diese und weitere Fragen versucht der Autor nach einem gründlichen Literaturreferat mit 362 eingearbeiteten Literaturangaben anhand einer breit angelegten empirischen Untersuchung mit 540 Jugendlichen (13-16 J.) und 338 Erwachsenen (18-65 J.) zu geben. Entsprechend untergliedert sich das Buch in die Kapitel 1: Definition, Problem und allgemeine Fragestellungen, 2. Gender-Modelle und Gender-Aggressions-Modelle, 3. Problemstand und Kritik,4. Planung und Durchführung der empirischen Untersuchung, 5. Gender, Geschlecht und Sozialpersönlichkeit, 6. Aggression, Geschlecht, Gender und Sozialpersönlichkeit, 7. Kurzfassung der Ergebnisse und gesellschaftliche Wertung. Hauptergebnisse sind: Gender ist mehrdimensional und nicht einheitlich bei Jugendlichen (Prosozialität vs. Siegereinstellung) und bei Erwachsenen (Emotionalität vs. Sachbezogenheit). Bei den Jugendlichen sind die Aggressionsarten körperliche Aggression und Bullying, relationale Aggression und Autoaggression zu unterscheiden und bei den Erwachsenen manipulative Sachdurchsetzungs-, Reaktanz- und Autoaggression sowie die multiple primär auf die Person gerichtete Aggression. Berücksichtigt man diese Aggressionsarten, so ist ein quantitativer Unterschied der Aggression zwischen männlich und weiblich nicht nachweisbar. Die relationale Aggression kommt entgegen der Literatur isolierbar nur bei den Jugendlichen vor und wird von Jungen ebenso häufig eingesetzt wie von Mädchen. Werden Frauen an der Sachdurchsetzung gehindert, so wendet sich die Aggression gegen die eigene Person (Autoaggression) oder wandelt sich in Reaktanzaggression um. Über die herausgearbeiteten Gender- und Aggressionstypen und ihre Zusammenhänge sowie über eine mögliche Überwindung von Gender und Aggression informiere man sich in den entsprechenden Kapiteln.