Streunende Gedanken
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»Nationen werden in den Herzen der Poeten geboren, sie gedeihen und sterben in den Händen der Politiker.« So lautet ein Eintrag aus dem Notizbuch des indischen Dichter-Philosophen Muhammad Iqbal (1877-1938), das er – wohl angeregt durch die Lektüre von Goethes Maximen und Reflexionen – im Jahr 1910 zeitweilig führte. Diese Streunenden Gedanken, wie Iqbal die zumeist kurzen Notate nannte, enthalten bereits etliche Grundzüge seines späteren dichterischen und philosophischen Werks, das ihn als einen der bedeutendsten muslimischen Denker des 20. Jahrhunderts ausweist. Für den deutschen Leser von besonderem Interesse sind zudem Iqbals enge Verbundenheit mit Deutschland (Studien in Heidelberg, Promotion in München), seine Beschäftigung mit deutscher Philosophie und die Bewunderung für Goethe: »Kein Volk kann sich ähnlich glücklich schätzen wie die Deutschen. Sie haben Heine hervorgebracht zu einer Zeit, als Goethe noch unbeschwert aus voller Kehle sang. Zwei ununterbrochene Frühlinge!« Und mittendrin blitzten auch immer wieder Iqbals brillante Fähigkeit zur Analyse und seine Weitsicht auf, die er in manchen Dingen besaß: »Ein Urteilsspruch der Geschichte lautet, daß Pufferstaaten sich nie zu großen politischen Einheiten entwickeln können. Das galt für Syrien – einem Pufferstaat zwischen Römischem und Persischem Reich. Es scheint schwierig, die Zukunft Afghanistans vorauszusagen.« Worte, die in heutiger Zeit geradezu prophetisch klingen. Diese kommentierte deutsche Ausgabe von Muhammad Iqbals Notizbuch Stray Reflections wurde in Zusammenarbeit mit der »Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur« herausgegeben. Mit der Einleitung von Dr. Javid Iqbal (Lahore), einem Nachwort von Dr. Christina Oesterheld (Südasien Institut Heidelberg) und einer Kalligraphie von Karl Schlamminger.