Kannibalen
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Aus dem Französischen von Patricia A. Hladschik. Die Alten wußten noch viel Träumerisches vom Meer zwischen Afrika und Europa zu erzählen. Für die Handvoll illegaler Einwanderer, von denen in diesem Roman die Rede ist und die das Mittelmeer auf der berüchtigten Route von Marokko nach Spanien überqueren wollen, wird es zum Alptraum. Sie gehören zu jenen Nordafrikanern, die um jeden Preis in die gelobte Alte Welt möchten, um dort ein neues Leben zu beginnen. Von ihren Problemen liest man in der „Festung Europa“ beiläufig in Zeitungsreportagen und alarmierenden Statistiken. Mahi Binebine hat ihrem Schicksal in diesem Roman bei aller Düsternis viel Farbigkeit abgewonnen. Seine Schilderung eines nächtelangen Wartens auf den geeigneten Moment zur Überfahrt von Tanger nach Algeciras durchziehen die Lebenssplitter der Ausreißer. Azûz, der Erzähler, bringt sie voll Verschmitztheit, Witz und Ironie zum Funkeln. Er erzählt von Reda, seinem ängstlichen Cousin; von Nuarâ, die mit dem Baby an der Brust ihrem Süleiman nach Frankreich folgen will; von Jarsê aus Mali, dem Algerier Kas'em Djoudi und Jussef aus Marrakesch; und er erzählt natürlich auch von sich selbst, der eine Ausbildung auf einer Missionsschule genossen hat, nun aber in diesem Land keine Perspektive mehr sieht. Der vielseitige marokkanische Autor verleiht seinen Figuren unvergeßliche Konturen und bringt uns das ferne Nordafrika näher - so nah, daß es uns berührt und wir ein wenig von dem spüren können, was man jenseits des Meeres fühlt: