Zeitfenster
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In bewährter Tradition versammelt das Jahrbuch interessante neue Stimmen, aber auch bekannte und kontinuierlich sich zu Wort meldende. Kurzprosa, Erzählungen und Gedichte - das neue Jahrbuch bietet einen repräsentativen Querschnitt an aussagekräftigen Texten über unsere Zeit. Aber auch ein Fundstück: Marcel Prousts erstmals in deutscher Übersetzung erscheinender Reisebericht Kreusnach über einen Besuch in Bad Kreuznach. In einem Zeitfenster sein, bedeutet Konzentration statt Zerstreuung, Stille statt Lärm, der wunderbare, meist viel zu seltene Zustand, wenn die Welt mit ihrem Getöse stillzustehen scheint und nur der Text vor Augen zählt. So wie ein Fenster den Blick auf die Landschaft je nach der Tageszeit freigibt - am hellen Mittag, in der Dämmerung, bei Nacht - zeigen die Texte des elften Jahrbuchs für Literatur gleichsam innere Blickverhältnisse zur dargestellten Handlung. Mal ist der Blick klar, aufgeklärt, hell auf eine eher unsentimental beschreibende Weise, ein anderes Mal richtet er sich ins Dunkle, ins Fragwürdige. Dazwischen eine große Spannbreite des Diffusen, Zwiespältigen, des Hinterfragenden. Kurzprosa, Erzählungen und Gedichte von Monika-Katharina Böss, Andreas Dury, Gerd Forster, Jasmin Hermann, Sandra Hoffmann, Thomas Kling, Monika Köhn, Jürgen Kross, Jasna Mittler, Hanns-Josef Ortheil, Karolina Rakoczy, Marcel Proust, Monika Rinck, Sabine Schiffner, Ralf Schwob u. v. a. Sind ausnahmslos alle Texte interessant lesbar, kritisch anregend, gut geschrieben oder eben auch nur ausgesprochen informativ (.), so gibt es auch durchaus Ästhetisch-Herausragendes im lyrisch-prosaistischen Bereich des Buches. (Der Bücherwurm)