Die Vikarin
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Es dürfte das offenste Buch von Erika Burkart sein. Es wären ihre Lebenserinnerungen, konkret und beinahe etwas dokumentarisch, wäre sie nicht eine wunderfeine Poetin und poetische Erzählerin. Sie beschreibt ihr Elternhaus, die Mutter, Lehrerin, eine großmütige Leidende, der Vater Großwildjäger und freudiger Alkoholist. Gemeinsam bewohnen sie ein verwunschenes Haus, die ehemalige Sommerresidenz der Fürstäbte von Muri, und betreiben darin eine Gastwirtschaft. Die junge Erika wird Lehrerin, doch ohne feste Anstellung: Sie macht Stellvertretungen, springt da und dort im Lande ein, wo eine Lehrerin gefragt ist. Deshalb auch der Titel, die Vikarin, was in der Schweiz für Stellvertreterin steht. Wir erahnen viel über die Kriegszeit in der Schweiz, die Not und Armut allenthalben, viel über die verschiedenen sozialen Schichten, aus denen die Schülerinnen und Schüler kommen, wir erahnen aber auch das Liebesleben der Erzählerin, die sich während des Krieges zweimal mit in der Schweiz Internierten liiert hat. Das Buch umspannt den Zeitraum von 1930 bis zur Begegnung Burkarts mit ihrem jetzigen Ehemann, gegen das Ende der 60er Jahre.