Nicht Chicago, nicht hier
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Am Anfang glaubt Niklas kein Mensch. Fast hätte er es selbst nicht für möglich gehalten, daß Karl, der Neue in der Klasse, der ihn nachmittags besucht um gemeinsam Hausaufgaben zu machen, einfach eine CD bei ihm einsteckt -- auch noch eine, die seiner Schwester gehört. Vielleicht ein Versehen? Beim nächsten Besuch \"leiht\" sich Karl kurzerhand Vaters CD-ROM Laufwerk. Für Niklas gibt das mächtig Ärger, denn als er zusammen mit seinem Vater bei Karl vor der Tür steht, behauptet dieser felsenfest, Niklas habe ihm das Laufwerk verkauft. Der Vater ist ratlos? Lügt sein Sohn? Und es kommt noch besser: Karl dreht die Spirale des Terrors weiter -- er bestiehlt Niklas, er tyrannisiert ihn, schlägt ihn zusammen, läßt tagelang das Telefon bei Niklas klingeln ohne sich zu melden. Und Karl ist schlau: Nie gibt es Beweise seiner Ungeheuerlichkeiten. Die Familie von Niklas ist fassungslos: \"Kein Mensch ist einfach nur böse. Einfach nur so. Es kann Karl nicht geben.\" Kirsten Boies Roman liest man atemlos, man schüttelt den Kopf und weiß sofort, daß ihr Plot nicht phantasievoll ausgedacht, sondern der Realität abgeschaut ist. Sehr feinfühlig und genau beschreibt sie die Hilflosigkeit der Opfer, die solchen Schikanen ausgesetzt sind. Wenn man weiß, daß an deutschen Schulen mindestens eines von zehn Kindern von dieser dreisten Tyrannei der Gewalt betroffen ist, dann wird es höchste Zeit Nicht Chicago, nicht hier als Pflichtlektüre im Deutschunterricht einzuführen -- es eilt. --Manuela Haselberger
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