Streith
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Man kann ihn plastisch vor sich sehen, den Dichter, der keine Not hat, sein poetisches Ich vom realen abzuspalten, wie er Holz hackt, weil’s kalt ist, winterüber, zum Beispiel im Waldviertel. Aber während ein anderer Holz hackte bis zur Erschöpfung, um seiner Depression zu entkommen, was Wilhelm Szabo nicht gelang, hat Richard Wall bei seinen Betätigungen die Poetik von KollegInnen im Ohr, denen zahlreiche Gedichte des Bandes mit dem schönen und geheimnisvollen Titel „Streith“ gewidmet sind. Mit dem Mut des Könners gestattet Wall sich hier und da charmante Antiquiertheiten: „…und auf den Höhen rundum gestrandete Nachen“, die ein Verhältnis haben zum ersten Gedicht des Bandes, wo schnörkellos und als Motto gefragt wird, wie und wo das Leben zu leben wäre. Und als Antwort spricht eine Sehnsucht nach Entschleunigung aus dieser Lyrik. Die gut durchgelüftet ist, auf mehreren Ebenen. Viel Winter breitet sich da über Heidelbeergebüsch, der Sommer darf schon auch duften und der Herbst den Hut vor der Hollerstauden ziehn, aber es bleibt überwiegend klar und kalt. Was dem Denken förderlich ist. Denn bei allem Rückzug, der den nachdenklichen und teilweise verwunderten Blick auf die Getriebenheit der Welt schärft, kann einer, der einmal zu wissen gelernt hat, nicht tun, als wüßte er nicht: „Auch morgen: Wie viele wohl wieder Verrecken?“ Begegnungen, Momentaufnahmen, dem Vergessen Entgegengehaltenes und eine große Zugeneigtheit zu dem, was allgemein Natur genannt wird, bietet Richard Wall an. Ohne Sentiment, aber berührend, bescheiden große Bilder.