Oscar Wilde: die Sphinx
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Warum gerade „Die Sphinx“ als Titelgedicht der Sammlung? Wilde wurde oft als rätselhafte Sphinx bezeichnet, und in kaum einem anderen seiner lyrischen Werke zeigt sich so klar sein Hang zu einer mit antiken Bezügen prangenden, erotisch aufgeladenen Ästhetik, die an Jugendstil-Künstler wie Beardsley und Klimt gemahnt. Suchen wir in der „Sphinx“ und all seinen anderen Gedichten den Oscar Wilde des Dandyismus, der frivol hingeworfenen, paradoxen Aphorismen, so suchen wir vergeblich. Lesen wir sie aber als Zeugnisse seines Lebens, so entdecken wir einen großenteils unbekannten Menschen, einen Wilde jenseits des genial ästhetischen Gestus, der scheinbar narzistischen Überheblichkeit und brillanten Selbstinszenierung, einen, der sich immer wieder von neuem auf die Suche nach Erlösung begab, sei es in der Kunst und Natur Italiens, im christlichen und poetischen Ideal, in der Schönheit des Alltags und des geliebten Wesens, oder aber in der heidnischen Wildheit der Antike und ihrer Helden und Sagengestalten. Nicht zuletzt aber ist es seine Liebe zu den Menschen, die sich in seinen Versen immer wieder neu offenbart. In ihr mag vielleicht ein Hauptgrund dafür liegen, eine neue Übersetzung zu wagen, wobei der Übersetzer eine größtmögliche Balance anstrebte zwischen inhaltlicher Genauigkeit, metrischer Entsprechung und Stimmigkeit der sprachlichen Mittel.