Gefährten des Glücks
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Es ist noch nicht lange her, dass Deutschland Menschen anderer Länder in Not, die diese deswegen verließen, keineswegs so großzügig entgegentrat wie gerade, und es waren damals nur sehr wenige Engagierte, die den Schutzsuchenden halfen, zumeist Linksradikale. Der Staat schottete sich ab gegen die Not Fremder, und die ihn führenden Funktionäre standen, wenn auch in respektabler Sprachreglung, gern an der Spitze der Hetze. Damals wurde das Asylrecht geschliffen, die Idee sicherer Drittstaaten war eine deutsche und Deutschland sofort von lauter sicheren Drittstaaten umgeben. Das war in den 90ern, und das, was heute Ungarn an seinen Grenzen exerziert, exerzierten die Deutschen zwölf Jahre lang an Oder und Neiße. […] Erst ist nur ein Streifen. War der dort vorhin nicht auch schon? Dann kann er den Wald sehen. Der liegt bereits drüben. Auf einmal fällt sein eigener Schatten wie auf ihn geworfen. Das Eis glitzert nicht, nur ein matter Schein, als wäre der Fluss schon darüber. Es ist untergegangen, weiß Bürckatt: Bis zum Knöchel höchstens, kaum wie in den Morast auf der Wiese. Wie auf einem Boot fährt man damit, denkt er an seiner Kindheit vorbei. Eisschollen auf einem kleinen See bei Berlin: Ein paar Kubikmeter reichen für eine sichere Fahrt. Dazu dieses Wetter so mild. Besser geht es nicht: Für die anderen. Müde, mit Schmerzen, wendet sich Bürckatt. Wendet sich Bürckatt ab. Weißgelb geht über Polen der Mond auf. […] Die Gefährten des Glücks hoffen auf ein besseres Leben, gar ein gutes, das die anderen, selbst jene, die es ihnen verwehren. Doch längst haben.