Hannahs Welt
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Die Buchautorin Anja Flieder veröffentlicht mit ihrem dritten Buch eine Art biografisches Tagebuch und möchte die Leserinnen und Leser in die Kindertage der kleinen Hannah mitnehmen. Sie lässt das achtjährige Mädchen selbst zu Wort kommen und legt großen Wert darauf, dass der Sprachstil so wahrheitsgetreu wie möglich erhalten bleibt. Trotz der schweren Thematik von Verwahrlosung und sexuellem Missbrauch schimmert ab und zu etwas an Leichtigkeit zwischen den Zeilen hindurch. Auch der Konflikt zwischen Kind und der eingeforderten Erwachsenen wird hier in dieser Geschichte deutlich. Der Autorin ist es gelungen, den Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu vollziehen und die Leser mit in Hannahs Welt zu nehmen. Warum eine Tagebuchgeschichte? Für viele Betroffene, die sexuellen Missbrauch überlebt haben, ist es einfacher, in Form einer dritten Person aus ihrem Leben zu erzählen. Es gibt aber auch Menschen, die in der Lage sind, das persönliche Ich aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Die kleine Hannah ist so ein Mensch, die jetzt – nach so vielen Jahren der Demütigung und Verletzung – einen Weg für sich gefunden hat, ihre kindlichen Anteile zu Papier zu bringen. Daher kann es durchaus vorkommen, dass sich ab und zu auch die „erwachsene Hannah“ in der Geschichte mitteilt oder gewisse Eindrücke hinterlässt. All das macht dieses Buch zu einer besonderen Begegnung, wenn man in die Welt eines Menschen eintauchen möchte, der sexuellen Missbrauch und Verwahrlosung ertragen musste, und seine verletzte Seele verstehen will, die erst lernen musste, das Unerträgliche anzunehmen und zu akzeptieren, um weiterleben zu können.