Reise in den siebenten Himmel

Von einem Arzt mit hellseherischen Gaben, seiner Liebe, seinen Konflikten und seinem Scheitern handelt dieser vielgestaltige, meisterhafte Roman, der wie alle Bücher dieser großen russischen Erzählerin voller Geschichten, voller Leben, aber auch voller Geheimnisse steckt. Pawel Kukotzki, Abkömmling einer alten Medizinerfamilie, entzieht sich den Zwängen des Stalinismus, indem er zeitweilig die Rolle des verantwortungslosen Trinkers spielt. Aber er ist eine Koryphäe seines Fachs, kann menschliche Schicksale wenden. Durch eine fast aussichtslose Operation rettet er zu Beginn des Krieges Jelena vor dem Tod - und er verliebt sich in die junge Frau. Jelena zieht mit ihrer Tochter Tanja zu ihm, und genau an diesem Tag kommt die Nachricht, daß ihr Mann an der Front gefallen ist - eine schicksalhafte Fügung, die sich als Schuldkomplex in ihr festsetzt. Trotzdem leben Pawel und Jelena in vollkommener Harmonie miteinander, bis nach zehn Jahren ein tiefes Zerwürfnis die Idylle beendet. Eine hitzige Familiendiskussion über das Recht auf Abtreibung erzeugt den folgenreichen Bruch. Jelena zieht sich völlig in sich zurück. Reglos wie eine Puppe sitzt sie fortan im Sessel, während sie hinter den Lidern eine spannende und läuternde Reise in den siebenten Himmel antritt. Was sie sieht, durchdenkt und erlebt, verarbeitet nicht nur ihre eigenen Schuldgefühle und die ihrer Nächsten, sondern nimmt auch prophetisch das spätere Schicksal ihrer Tochter vorweg. Das Leben einer Handvoll Menschen verschiedener Generationen und mit den unterschiedlichsten Biographien verbindet Ljudmila Ulitzkaja durch ihre erzählerische Meisterschaft zu einem vielschichtigen, mitreißenden Roman über Glück und Verzweiflung, Einverständnis und Tragik, Schuld und Sühne, Leben und Tod, in dem die großen ethischen Fragen unserer Zeit ebenso präsent sind wie ein halbes Jahrhundert russischer Geschichte.