Das Kartenspiel
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'Als sich das Schiff vom Kai entfernte, glaubte ich, Dir noch etwas sagen zu müssen.', so beginnt ein Brief, der in eine unglaubliche Geschichte führt. Selma Bruhns ist eine alte Frau, eine Jüdin, die den Faschisten entkommen konnte, um einen unsagbaren Preis. Sie gibt sich dem Erinnern und Vergessen hin, ihr Haus verwahrlost, alle Fenster sind verhängt, unzählige Katzen streifen durch Haus und Garten. Die letzte Aufgabe ist das Sortieren der Briefe, Tausender Briefe, die von einer jungen Frau berichten, die 1939 nach Brasilien auswanderte: 'Ich rede mir ein, daß ich Glück gehabt habe oder daß ich glücklich bin, aber gleichzeitig habe ich das Gefühl, alle Sätze, in denen das Wort Glück vorkommt, beginnen sich schon, während ich sie denke oder ausspreche, von mir zu entfernen.' Ein Student wird engagiert, um die Briefe in eine letzte Ordnung zu bringen. Es ist eine Sisyphosarbeit, denn die Briefe sollen, nach Jahrgängen geordnet, im Hinterhof von Selma Bruhns verbrannt werden. Sie bereitet sich auf das Sterben vor und der junge Student soll ihr dabei helfen. Mit ihm spielt sie ihr Spiel, das letzte Spiel, ein Kartenspiel, das in ihrem Leben die wichtigste Rolle einnahm: Denn sie waren zwei, die Geschwister Almut und Selma, aber nur ein Paß für Brasilien war verfügbar. Der Paß bedeutete Leben. Adolf Schröders »Kartenspiel« ist ein außergewöhnlich ergreifender und spannender Roman. Schröder erzählt unprätentiös, subtil und ohne Sentimentalität. Ähnlich wie in Bernhard Schlinks »Vorleser« wird der Leser völlig in den Bann dieser deutschen Geschichte gezogen, die niemanden unberührt läßt.
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