Die Tugend der Governance
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Aus der normativen Perspektive ist die Governanceethik eine starke Form der Tugendethik. Die Governanceethik versteht individuelle Tugenden nicht als isolierte Präferenzen, sondern als individuelle und organisationale Ressourcen zur moralischen best practice. Ihre Erkenntnis, dass Legitimität und Bereitschaft, tugendhaft zu handeln, dafür alleine nicht ausreichen, führt zu der Schlussfolgerung, dass es sowohl der Bereitschaft als auch der Fähigkeit gesellschaftlicher Akteure bedarf, moralische Ansprüche an Handeln und Verhalten zu realisieren. Der systematische Referenzpunkt der Governanceethik als Tugendethik ist daher nicht die Begründung moralischen Handelns, sondern die Erkundung und Gestaltung der individuellen, organisationalen und institutionellen Bedingungen seiner erfolgreichen Realisierung. Hier geht es im Kern darum, die Optionen moralischer Transaktionen möglichst vollständig zu erfassen und den Kreis der Handlungsalternativen durch Bewertung zu erweitern. In diesem Sinne ist Governance selbst eine moralische Kategorie, deren Referenzpunkt die Kooperation zum wechselseitigen Vorteil ist. Die Beiträge von Birger P. Priddat, Guido Palazzo, Markus Becker, Michael Schramm, Christian Lautermann, Reinhard Pfriem, Matthias Kettner und Josef Wieland kreisen daher zunächst um die Frage, in welchen Hinsichten der theoretische Anspruch der Governanceethik als Tugend eingelöst werden kann. Kritik, vor allem aus der Sicht der Diskursethik, wird dazu angemeldet. Aber es geht um mehr, es geht um die Bedeutung der Tugenden in modernen Gesellschaften. Müssen wir das klassische Konzept der Tugenden neu definieren, um deren Anwendungsfähigkeit zu sichern? Wie ist es um das Verhältnis von Begründung und Anwendung bestellt? Wird ein solches Konzept in der Lage sein, die Diversifität global vorfindlicher Tugendvorstellungen zu verarbeiten und gleichzeitig gemeinsames moralisches Lernen in und mittels wirtschaftlicher Kooperationen zu fördern? Josef Wieland: Die Tugend der Governance. Reflexion und Kritik Birger P. Priddat: Tugend als social strings Guido Palazzo: Die Rückkehr des Individuums in die Governanceethik - Polylingualität als Einfallstor der Tugend Michael Schramm: Das Management moralischer Interessen. Zur Praxisrelevanz von Tugenden in der Wirtschafts- und Unternehmensethik Markus C. Becker: What is the role of virtues for governing knowledge? A management perspective Christian Lautermann/Reinhard Pfriem: Es darf gewollt werden. Plädoyer für eine Renaissance der Tugendethik Josef Wieland: Tugenden in der chinesischen Kultur Die Governance kulturellen Managements Matthias Kettner: Governing Virtue and Vice. Diskursethische Bemerkungen zur Governanceethik