Evangelical internationalism
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Über evangelikale Interessengruppen in den USA, die so genannte „Christliche Rechte“, wurde bereits viel geschrieben, so dass man deren Agenda bestens zu kennen glaubt. Dennoch verhält sich die Religiöse Rechte oft anders als erwartet. Seit etwa zehn Jahren konzentriert sie sich außenpolitisch nun auf Menschenrechtsfragen, was viele Beobachter weder vorhergesehen, noch registriert haben. Die Christliche Rechte verschrieb sich dem Kampf gegen die religiöse Verfolgung von Christen und anderen Religionsgemeinschaften im Ausland, beschäftigte sich mit Menschenrechtsverletzungen im Sudan, in China, und Nordkorea, und setzte sich gegen Menschenhandel ein. Außerdem engagieren sich evangelikale Christen gegen HIV/Aids in Entwicklungsländern und fordert Schuldenerlass für die Ärmsten der Armen. Teile der Christlichen Rechten verstehen sich mittlerweile gar als Vorreiter in Sachen Umweltschutz. In all diesen Bereichen verfolgt die Religiöse Rechte ihre Ziele mit Hilfe unerwarteter Partner, zu denen unter anderem liberale Menschenrechtsgruppen, Feministinnen, Juden, und sogar die Demokratische Partei gehören. Aids sei „the wrath of a just god against homosexuals,“ donnerte der berühmte Fundamentalist Jerry Falwell einst. Warum bemüht sich dann die Christliche Rechte plötzlich um Aids-Opfer und brachte Gesetzgebung zur HIV/Aids Bekämpfung auf den Weg? Die feministische Agenda, so der ebenso bekannte Pat Robertson, verleite Frauen „to leave their husbands, kill their children, practice witchcraft, destroy capitalism, and become lesbians.“ Wie kommt es, dass sich die Christliche Rechte dann mit Hilfe von bekannten Frauenrechtlerinnen für ein Gesetz gegen Menschenhandel stark machte? Evangelical Internationalism beschäftigt sich dezidiert mit dieser lange vernachlässigten „neuen“ evangelikalen Agenda und untersucht die Gründe für den Paradigmenwechsel der Christlichen Rechten. Das theoretische Gerüst der Studie verknüpft dabei klassische Theorien der Bewegungsforschung mit kulturwissenschaftlichen Konzepten. Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, dass das plötzliche evangelikale Engagement für Menschenrechtspolitik zweierlei Ursachen hat. Nachdem innenpolitisch während der Clinton Administration keine Siege zu erringen waren, wandte man sich pragmatisch anderen Themen zu und vertre auf Unterstützer im Kongress, die vornehmlich in menschenrechtsrelevanten Ausschüssen saßen. Die konkrete Auswahl der Themen ist allerdings nur durch eine kulturorientierte und identitätenbasierte Argumentationslinie zu erklären. Neben dem seit jeher vorhandenen Missionsgedanken der Evangelikalen, brachte die rapide Ausbreitung des Christentums in weiten Teilen der Dritten Welt die Christliche Rechte in Kontakt mit vormals für sie irrelevanten Themen. Das Buch gewinnt seine Argumentationskraft aus der Fülle des gesichteten Primär- und Sekundärmaterials, welche eine fundierte Rückschau auf die Interessen der Religiösen Rechten ermöglicht. Ferner zeigt die Studie die generellen Stärken und Schwächen der evangelikalen Bewegung auf. Evangelical Internationalism bietet daher nebst der Analyse der neuen evangelikalen Agenda auch eine Einschätzung der Chancen und Zukunftsperspektiven der Christlichen Rechten. Das Buch ist in englischer Sprache verfasst.