Krisenerfahrung und Bewältigungsstrategien des Johanniterordens nach der Eroberung von Rhodos 1522
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Als im Jahre 1522 der osmanische Sultan Süleyman mit der Insel Rhodos den letzten militärischen Vorposten der lateinisch-abendländischen Christenheit im östlichen Mittelmeer eroberte, verlor der Johanniterorden nicht nur seine einzige souveräne Herrschaft, sondern darüber hinaus auch seine wichtigste Legitimationsgrundlage, welche auf die Tradition der Kreuzzüge, den Pilgerschutz und die Hospitalität zurückzuführen war. Mit dem Verlust des Ordensstaates Rhodos und dem Abzug nach Süditalien konnten die Johanniter ihren Stiftungszwecken nicht mehr Folge leisten. Diese Tatsache wiederum lieferte den abendländischen Herrschern einen Vorwand, die Säkularisation von Ordensgebieten in ihren jeweiligen Machtbereichen voranzutreiben. In nahezu allen Teilen des lateinischen Abendlandes – in Frankreich, England, Portugal, Spanien und im Heiligen Römischen Reich – mussten sich die Johanniter gegen Säkularisationsbestrebungen zur Wehr setzen. Diese äußere Krise des Ordens brachte ebenso eine innere Krise mit sich. Ohne eine souverän agierende Ordensführung brachen mit dem Abzug aus Rhodos zahlreiche Loyalitätskonflikte der Johanniter untereinander auf, zumal der Orden in personeller Hinsicht gewissermaßen , transnational‘ zusammengesetzt war. Der Orden befand sich daher in einer seiner größten Krisen – ein Zustand, der aufgrund der Dominanz der ordenseigenen Geschichtsbilder bis heute von der Forschung marginalisiert wird. In der vorliegenden Studie wird die herrschaftslose Zeit des Johanniterordens in den 1520er Jahren als grundlegende Legitimations- und dadurch auch Existenzkrise für den Orden begriffen. Keineswegs gab es einen nahtlosen Übergang des Herrschaftssitzes von Rhodos nach Malta, vielmehr waren die Probleme für die Johanniter so fundamental, dass umfangreiche Bewältigungsstrategien von Nöten waren, um diese Existenzbedrohung abzuwehren.