Kleider des Himmels
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Zu Hause nach dem Mittagessen hatte der Vater plötzlich den absonderlichen Einfall, die Küche auszumalen. Auf der Stelle wurde alles mit Zeitungspapier zugedeckt, außer der Bank. Auf der saß ich, einen Mantel übergeworfen, in der Ecke, fröstelnd vor Kälte, die durch die offene Tür hereinkam, während er mit einem Rasierpinsel – etwas anderes besaßen sie nicht – die Wände weißigte. Mir wurde mit der Zeit vom Geruch der Farbe richtig übel und ich bekam Bauchkrämpfe. „Das habe ich jetzt davon, dass ich vorzeitig aus dem Krankenhaus hinauswollte, sagte ich mir.“ Paul legte seine Hand tröstend auf jene der Mutter. „Es wurde bereits dunkel, und es war noch kein Ende abzusehen. Am späten Heiligen Abend, waren die Wände dann endlich fertig gestrichen.“ „Sein Vater hatte sich damals wohl auf seine Art die Zukunft ausgemalt“, dachte Paul. Mehr für sich flüsterte er: „Weiße Weihnachten …“ Der Titel „Kleider des Himmels“ als poetisches Bild für die Wolken ist eine Entsprechung für die schwankende Stimmungslage von Agnes, der Protagonistin des Romans, die in den kurzen Pausen zwischen den Katastrophen ihr Fortkommen sucht. Für Agnes sind die „Kleider des Himmels“ der Sehnsuchtsort, eine wirkungsmächtige Zufluchtsstätte: „Manchmal wünsche ich mir so sehr, dass mich eine der Wolken dort oben still und leise fortträgt…“ Dieses „Dokument“ einer Frau und Gattin „mit schönen glänzenden dunklen Augen“, die vergeblich versucht ihr Leid dadurch erträglicher zu machen, dass sie sich mitunter einen sanften Tod erhofft, der sie aller bangen Sorgen entledigt, soll das Dasein in einem Licht schildern, das nur noch in ihren Wachträumen seine einstige (kleinbürgerliche) Pracht entfalten kann. Die beiden „gebrochenen“ Frauen, Helene (Mutter von Martin, dem Gatten) und – ungleich mehr – Agnes (Mutter der beiden Kinder Paul und Regina, sind Menschen, die sich ihrer misslichen Lage zwar b ewusst sind, aber einfach zu wenig Kraft und mangelnde Unterstützung haben, um ihre Last abzuschütteln und der seelischen Bedrückung und ihrer „Prädestination“ halbwegs unbeschadet zu entkommen. Paul und Hanna, die jungen Liebenden des Romans, selbst zugleich Getriebene und Opfer, leben das aus bzw. führen fort, was sie als „Idealzustand“ einer Beziehung jeweils vorgelebt bekommen; und ihnen gelingt es auch als Studierende nicht, sich der Fesseln gesellschaftlicher Konventionen zu entledigen. So setzt sich unter umgekehrten Vorzeichen fort, was sie von ihren Eltern „ererbt“ haben.
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