Avantgarde-Routine
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Warum kann es heute keine Kunst- Avantgarden mehr geben? Die Frage wäre völlig akademisch, hingen Künstler nicht nach wie vor psychologisch von der Utopie der Vorreiterfunktion von Kunst ab, um sich zu einem Werk aufzuraffen. Thomas Raab, selbst Schriftsteller, setzt an, diese utopische Illusion in ihrer Abhängigkeit von den ökonomischen Verhältnissen, der stadtdemographischen Entwicklung sowie der allgemeinen Lebensorientierung des Publikums nachzuzeichnen. Der Autor rekonstruiert die Genese der Avantgarden im 19. Jahrhundert aus Motiven der Romantik und verfolgt ihr Versickern in den Subkulturen von heute, deren kultureller Ohnmacht immerhin ihre postindustrielle Wirtschaftsleistung entgegensteht. Als kleines Brevier für den Praktiker zerstört die Avantgarde-Routine zwar die Kunstillusion der Moderne, öffnet diesem damit aber den Blick auf eine mächtigere Illusion: die des mechanischen Selbstverständnisses. Thomas Raab, Dr., lebt als freier Schriftsteller, Kognitionsforscher und Übersetzer in Wien. Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie in Graz, Wien und Berkeley. Promotion 1998. Seit 1999 Mitarbeiter von Oswald Wiener. Doktoratsstipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1996/1997, Erwin-Schrödinger-Stipendiat des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung 1999/2000, Heimrad-Bäcker- Förderpreis für Literatur 2005, Staatsstipendiat für Literatur 2005/2006. Zahlreiche Publikationen in Literatur-, Kunst- und Wissenschaftszeitschriften sowie als Autor für Künstlerkataloge. Buchveröffentlichungen: Verhalten (Roman, Tropen, 2002); Nachbrenner. Zur Evolution und Funktion des Spektakels (Essay, edition suhrkamp, 2006)
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