Freier Verleger ~ denkender Leser
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Nach dem Tode von Maria Theresia bestieg Josef II. den Thron und in der Donau- Monarchie brach ein Jahrzehnt großer Veränderungen an. Der Kaiser schuf Leibeigenschaft ab, führte das Toleranzpatent ein und das Deutsche als Amtssprache. Doch mit ihm kamen auch weitere radikale Wandlungen. Er löste Buchdruck und Buchhandel aus dem argen Druck der Zensur, jedoch nicht zur Erfüllung des Ideals als freier Meinungskundgabe, sondern um dem Buchmarkt einen Beitrag zur Besserung der ökonomischen Bilanz der Monarchie abzugewinnen. Zugleich wollte er im Sinne seiner aufklärerischen Überzeugung den Bürger durch die programmatische Verbreitung von Texten Über Reforminhalte und -bedeutung heranbilden. Manche Geschichtsabschnitte bieten die Möglichkeit, in deren Kulisse auch einige, an unsere Zeit erinnernde Erscheinungen grell wahrzunehmen: unsere Medien, unsere Autoren, unsere Blicke in Buchhandlungen. Der Josephinismus ist eben solch eine Ära, ein buntes Panorama an Erscheinungen und Gestalten, voller Paradoxe, erfüllt vom Reiz des Unerwünschten. Zur Erhellung der Funktion des bedeutsamsten Kommunikationsmediums der Neuzeit verhelfen uns Buchhändler, Drucker, Verleger, Schriftsteller, Pamphletisten und ihre Zensoren, zugleich führen sie zur Erwägung der Freiheit als Sozialfiktion - eines Produktes der Aufklärung. Das Buch entstand als Folge mehrjähriger Quellenforschung und knüpft frei an vorangegangene Werke der Autorin zur theresianischen Zensur und zum Verlegertum im 18. Jh. an, mit dem Anspruch, durch eine interdisziplinäre kulturhistorische Zugangsweise die Reflexion über die eigentliche, entmythologisierte und Monarchiegrenzen überschreitende Rolle der typografischen Kultur einzubringen.