Der Verrat
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Am 4. Februar 2000 wurde in der Wiener Hofburg die erste Bundesregierung seit 30 Jahren angelobt, in der die Sozialdemokratische Partei nicht vertreten war. Bundespräsident Klestil vollzog diese Zeremonie mit zwischen blanken Haß, tiefer Verachtung und maximaler persönlicher Distanz schwankender Gesichtsmiene. Der Wiener Ballhausplatz war mit Gittern abgesperrt, ein paar tausend Demonstranten brüllten: Widerstand! Widerstand! 14 Regierungs- und Staatschefs in der Europäischen Union wollten mit dieser Regierung nichts zu schaffen haben, verurteilten die Österreicher und ihre Regierung zur Isolationsfolter, riefen auf, das Tourismusland Österreich zu meiden, nicht bei Österreichern zu kaufen, den Austausch von Schülern, Studenten und Wissenschaftlern zu boykottieren, sportliche Beziehungen einzufrieren und belegten österreichische Bewerber für Posten in der internationalen Organisation mit Sippenhaftung. Belgien, Deutschland und Frankreich bildeten die Spitze dieser Front gegen Österreich. Ein europäischer Albtraum, der sich anhört, als hätten ihn sich Josef Stalin und Adolf Hitler in einer Bar in Havanna ausgedacht. Erst recht aber ein österreichischer Albtraum, weil jedenfalls zwei heimische Politiker, der resignierte Bundeskanzler Viktor Klima und der amtierende Bundespräsident Thomas Klestil, am Zustandekommen dieses Verdammungsurteils maßgeblich beteiligt waren.
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